Bessere Gartenfotografie dank Marion Nickig

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Das Kreismuseum Syke hatte mich mit folgendem Text gelockt:
“Vortrag “Gartenfotografie”
Schöne Bilder von Gärten sieht man überall, ob in Büchern, Zeitschriften oder als persönliche Schnappschüsse, die Bandbreite ist immens. Dabei stellt die Dreidimensionalität des Gartenraumes eine spezielle Herausforderung dar. Wie weit können die gestalterischen Mittel dem Abzubildenden gerecht werden? Marion Nickig verrät wie durch Sujetwahl, Bildaufbau und bewussten Einsatz der Lichtverhältnisse das besondere Bild entsteht. Vorher-/Nachherfotos demonstrieren die oft erstaunliche Auswirkung veränderter Faktoren und auch kameratechnische Möglichkeiten werden vermittelt. Vor allem dürfen wir an der auch für Nichtfotografen hilfreichen Perspektive einer langjährigen, professionellen Erfahrung teilhaben: Die Reflektion künstlerischer Ansätze bereichert den Gestaltungswillen jedes Gartenliebhabers.
Im Anschluss werden Kostproben aus der Region gereicht.”
Freitagabend war es soweit, passend zum Bloggeburtstag. Habe ich mir selbst geschenkt, darin bin ich erfahrungsgemäß gut siehe auch Brüssel-Wochenende und-Trödelschatze.
 Wer sich nun fragt, wer Marion Nickig ist, dem sei ihre Vita als Lektüre empfohlen. Als Gartenbuchbesitzer oder Leser von Zeitschriften wie z.B. “Gartenträume”, “Landlust” oder “mein schöner Garten” kommt man an ihr sowieso nicht vorbei 😉

Fotoquelle: Marion Nickig

Meine Sitznachbarin fragte mich “Ist die Dame eine Kapazität?”, was ich mit einem klaren Ja beantworten konnte.
 

 

Da ich mir fürs zweite Bloggerjahr vorgenommen habe, bessere Fotos zu machen, fand dieser Vortrag genau im richtigen Moment für mich statt. Und es war toll!!! Danke, liebe Frau Nickig!
1,5 Stunden später hatte ich nicht nur viele tolle Fotos als Anschauungsmaterial gesehen, sondern mir auch viel fototechnisches Wissen hinter die Ohren geschrieben. Einen Notizblock hatte ich leider nicht dabei, hätte ihn aber sowieso nicht benutzen können, fast völliger Verdunklung sei Dank. Das brachte die Fotos auf der Leinwand brilliant hervor.
Zuhause habe ich flink notiert, was ich aufgenommen habe bevor mein Siebhirn es wieder vergisst:

Arbeite möglichst viel mit Stativ kombiniert mit einem Fernauslöser.

Objektive mit Festbrennweiten machen deutlich brilliantere Fotos und sind lichtstärker als die ach so praktischen Zoom-Objektive. Ich gebe zu, ich habe mehrere Objektive, benutze aber fast nur mein Faulpelzobjektiv 18-105mm. Falls es nun mal nicht regnet und das Licht gut ist, gehe ich stattdessen mit 50mm o.a. vor die Tür.

Bitte nicht ständig im Automatikmodus arbeiten, wenn Du was aus Deinen Fotos machen willst. Suche Dir zum Beispiel eine Zeit aus, mit der Du gut arbeiten kannst und lass nur die Blende durch die Kamera wählen. Ich experimentiere inzwischen gerne im komplett manuellen Modus herum.

Nimm Dir ZEIT für gute Fotos. Die schießt man nur sehr selten aus der Hüfte oder im Vorübergehen!

Fotografiere nicht nur im Querformat. Vor allem , wenn Du ein Fotobuch planst, dürfen Hochformate eingeschoben werden, damit es nicht langweilig wird.

 
 Wechsle mal die Perspektive. Gehe einige Schritte nach links nach rechts oder auch mal hinter das eigentliche Objekt :
frontal auf den Hauptweg…
Fotoquelle beider Fotos: Marion Nickig
…oder mal rechts versetzt hinter den Zaun?
Erhöhe Deinen Standort, indem Du auf einen Stuhl oder eine Leiter kletterst, von Balkon oder aus dem Schlafzimmer der Gastgeber im ersten Stock 😉 fotografierst. Beispielhaft zeige ich meine Senkgartenbaustelle fotografiert aus dem 1. Stock., es ist nicht das Schlafzimmer…
Den goldenen Schnitt erläutere ich jetzt nicht, davon hat wohl jeder schon einmal etwas gehört. Wobei ich häufig dazu neige, das Hauptobjekt doch in die Mitte zu packen. Dafür kann es durchaus  gute Gründe geben.
 
Mach gleich gute Fotos anstatt auf die Zauberkraft der Nachbearbeitung zu hoffen, die macht vor allem furchtbar viel Arbeit.
Gutes Fotolicht gibt es meist nur am Morgen und am Abend. Tagsüber Wolken und Sonne beobachten, ein leicht bedeckter Himmel ist in der Gartenfotografie grundsätzlich besser als grelles Sonnenlicht.
wundervolles Morgenlicht…
Fotoquelle beider Fotos: Marion Nickig
…versus grelle Mittagssonne (inklusive Fotografin 😉 )
Die alte Mär von den guten Fotos, die mit der Sonne im Rücken entstehen, ist schlichtweg falsch. Lass das Licht lieber von der Seite kommen. Hier mal ein schönes Beispiel, wie unattraktiv das Foto mit der Sonne im Rücken wirkt, alles wird eine Menge, die Dreidimensionalität geht verloren. davon abgesehen ist ein Erdloch nicht wirklich ein attraktiver Vordergrund.
Viel besser mit seitlichem Licht:
 
Gegenlichtfotos können reizvoll sein, wenn man es schafft, das die Sonne nicht ins Objektiv fällt und Flecken erzeugt. Überhaupt: nutze die Sonnenblende fürs Objektiv, wenn Du eine hast. Alternativ darf auch mal die Hand beschützend eingreifen.
 

 Zur besseren Ausleuchtung bzw. Korrektur sind ein Reflektor bzw. Diffusor hilfreich:

links ohne Reflektor nicht komplett ausgeleuchtet,
rechts ist die dunkle Unterseite der Dahlie mit dem Reflektor (silber) aufgehellt worden
Fotoquelle beider Fotos: Marion Nickig
oben etwas zu hart im Licht, unten mit Diffusor gesoftet
Fotoquelle beider Fotos: Marion Nickig
Experimentiere ruhig mal mit der Offenblende, wobei Du in Kauf nehmen musst, das andere Bildbestandteile dann eben unscharf sind. Ich persönlich finde diese Art Fotos am reizvollsten.
Wenn Du Deinen Garten mit abendlicher Beleuchtung fotografieren möchtest, warte nicht, bis es ganz dunkel ist. Mit noch leichtem Licht am Himmel kommt alles besser zur Geltung.
Anschließend hatte ich noch ein kurzes Gespräch mit Frau Nickig. Ich fragte, ob es ihr Recht sei, das ich über den Vortrag im Blog berichte. Ja, ich darf und da ich keine Fotos machen konnte, war sie so nett, mir einige ihrer Fotos zur Verfügung zu stellen. Diese Fotos findet Ihr hier entsprechend gekennzeichnet hier vor.
Für mich war dieser Tag mit dem tollen Vortag ein Tag aus der Kategorie der sehr seltenen “Schlüsseltage”. Ich hatte das Gefühl, dieses Wissen wird mich fortan begleiten und mir in vielerlei Hinsicht nützen. Und Euch auch, wenn Ihr bessere Fotos von mir zu sehen bekommt 🙂
Bis mein Garten, mein Herzensprojekt, für solche Profifotos taugt, liegt noch etwas Arbeit vor mir. Der Senkgarten muss sich in einen solchen verwandeln und die Steinhaufen verschwinden. Solange übe ich mal weiter, auf das die Fotos besser werden 🙂
 

18 Gedanken zu “Bessere Gartenfotografie dank Marion Nickig

  1. Hallo Karen,Ja, da kannst du mal sehen, was es ausmacht, wenn man sich mit seiner Kamera auskennt…ich hab das neulich, weil ich ja ein wenig freie Zeit hat in den letzten Wochen auch mal näher betrachtet…hab mir das Handbuch zu meiner Kamera geschnappt und herum probiert…da war ich echt erstaunt, was alles geht…die Fotos sind toll und man erkennt die Unterschiede direkt…toll! Toller und interessanter Post! Ich sende Dir ganz liebe Grüße rüber!Isa

    1. Liebe Isa,ich habe mir zu meiner Kamera sogar noch ein dickes Buch dazu gekauft, leider habe ich bis heute nicht alles daraus gelesen geschweige denn verinnerlicht. Toll, das Du Dich gezielt damit beschäftigt hast. Ich gelobe Besserung!LG Karen

  2. Großartig, vielen Dank fürs Teilen der Erfahrungen ! Ich bin auch immer bestrebt, meine Fototechnik zu verbessern. Die ersten Bilder hab ich immer nur mit Handy geknipst, weil es schnell ging und ich da noch nicht wusste, dass ich mal einen Blog haben würde. Inzwischen experimentiere ich auch mal mit den Einstellungen, aber ich gebe zu, dass ich dann trotzdem oft im Automatikmodus fotografiere.Ich hatte eigentlich immer schon mal vor, einen Fotokurs oder sowas in der Art zu machen. Das ist jetzt eine tolle Motivation, mich mal darum zu kümmern.Liebe GrüßeBirgit

  3. Eine tolle Sache, wenn man einem Profi über die Schulter schauen kann! Bildbearbeitung mag ich übrigens gar nicht! Ich denke mir immer, das Foto ist dann nicht mehr echt! Tolle Tipps, die Du hier augeschrieben hast!Viele Grüße von Margit

  4. Das wäre auch was für mich! Bin mit meiner Art zu knipsen so unzufrieden. Ich glaub, ich leiste mir einfach mal eine bessere Kamera, wenn ich sehe, um wie viel schöner man Bilder machen kann.Liebe GrüßeSolveig

  5. Liebe Karen, ein schöner Vortrag und ein toller Post von dir! Weißt du wie oft ich grinsen muss, wenn jemand zu mir sagt es kauft sich einen neue Kamera weil die alte keine tollen Bilder macht?! Oft! Viele kennen leider ihre Kamera nicht und von Grundkenntnissen der Fotografie brauchen wir erst gar nicht reden. Ich bin sehr gespannt auf deinen künftigen Bilder und wünsche dir viel spass bei der Entdeckung der Lichtmalerei 😉 Liebste Grüße Gina

  6. Hallo Karen,vielen Dank für den ausführlichen Fotokurs. Du hast deinen Kurs so gut erklärt, dass ich gleich mitlernen konnte. Für mich besonders wichtig ist der Hinweis, sich für ein Foto Zeit zu lassen. Immer wieder ertappe ich mich dabei, wie ich durch den Garten stürme um schnell ein paar Bilder zu machen. Als ob alles in 5 Minuten verblüht ist.Ich habe mir deine Tipps alle gut durchgelesen und werde sie auch beherzigen.LG Anette

  7. Hallo Karen, wie super … ein Fotokurs bei M. Nickig, eine tolle Fotografin und danke dir fürs Teilen der vielen auch grad praktischen Tipps. Mein Fotokurs bei einem Profi war weniger erfolgreich…nachdem alle Bilder einen Grüngelbstich aufwiesen, bin ich schnell wieder aufs Automatikprogramm umgestiegen. Sicher sollte ich mir auch mehr Zeit lassen, um mit den verschiedenen Kameraeinstellungen zu spielen.LG Marita

  8. Liebe Karen,Jau, die Fotografin ist uns Gärtnerinnen und Gartenzeitschriftenleserinnen sicherlich ein Begriff! Klasse, daß du einen Fotokurs belegen konntest. Deine Infos darüber muß ich unbedingt beherzigen. Mir ist es allerdings auch unangenehm, mit Stativ vor meinen Beeten zu stehen…LG kathinka

  9. So einen tollen Fotovortrag würde ich mir auch mal wünschen…am besten noch gleich einen Workshop…learnng by doing ist mir immer am liebsten, sonst ist mein Gehirn auch löcherig und ich habe zu Hause alles wieder vergessen. Ich experimentiere viel und suche mir dann aus den vielen Fotos das beste heraus, nur hab ich dann keine Lust mehr zu schauen, welche Einstellung die passendste war…:-)LG Sigrun

  10. Hört sich gut an und ich weiß vieles auch, aber ich bin die Schnellknipserin – oft mit Smartphone im Garten …. Stativ habe ich noch nie benutzt. Den hohen Anspruch an Fotos habe ich selber aber auch nicht für den Blog, da es sich ja nur um mein Garten-Tagebuch handelt und kein besonderes Bilderbuch oder poetisches Blog.Mit dem Zeitlassen beim Fotografieren ist es auch so eine Sache … wenn man diese – eigentlich – nicht hat. Und meine Nachbarn denken eh schon, ich knipse die ganze Umgebung – denn unser Garten ist bisher von allen Seiten frei einsehbar …. wenn ich da lange mitten im Garten mit Stativ herumstehen würde *lach* … das schaute schon seltsam aus. Aber gut, ich wäre niemandem eine Erklärung schuldig … es ist nur soooo umständlich und alles andere geht so schön schnell.Liebe Grüße und viel Erfolg!Sara

  11. Das war jetzt ein wunderbar informativer Post. Vielen Dank, liebe Karen.Ich glaube, ich muss mich doch mal intensiver mit den manuellen Einstellungen meiner Kamera beschäftigen.Verlasse mich bis jetzt tatsächlich immer auf die Automatik….Weil es so schön schnell geht und einfach ist. Liebe GrüsseGaby

  12. Von der Fotografin habe ich vor längerer Zeit schon mal in einem Blog gelesen. Und so manches habe ich durch das Bloggen bezüglich Fotografie auch schon gelernt, wenn ich es auch längst nicht immer umsetze. Denn dann müßte ich immer warten, bis die richtigen Lichtverhältnisse herrschen oder ich müßte mir all die Einstellungen gemerkt haben an meiner SR (was ich leider immer noch nicht geschafft habe, da einfach keine Zeit und der Kopf mit anderen Dingen zu voll) Aber intuitiv setze ich scho so manches um, wie den verschwommenen Hintergrund oder die Beleuchtung durch die Sonne, die alles in ein schöneres Licht taucht bzw. nicht bei vollkommener Dunkelheit knipsen sondern zur “Blauen Stunde” – nur mehrere Objektive besitze ich allerdings nicht. Das wäre mir wohl auch zu umständlich und das Objekt der Begierde längst über alle Berge, bis ich das Objektiv endlich mal herausgekramt hätte. Daher habe ich eines für alle Fälle sozusagen. 😉 Und noch eine kleine Kamera, die eine größere Perspektive aufnehmen und auch Makros kann, das reicht für meine Zwecke.
    Ich bin allerdings durchaus die Hip-Shooterin, denn nicht immer kann man sich viel Zeit lassen. Besonders unterwegs – ich schrieb es schon bei Instagram, es gibt nicht nur viele Neider (auf gute Kameras – wurde erst neulich sehr negativ belästigt!) sondern auch Leute, die bedrohlich werde, wenn sie merken, man fotografiert in der Gegend herum! Ist mir jedenfalls schon öfter passiert. Im Garten könnte ich mir natürlich mehr Zeit lassen, aber das geben die Umstände auch nicht immer her. Dadurch gibt es bei mir halt den Mischmasch, mal Handyfotos, weniger schön, dann bei gutem Licht, wenn alles passt, werden es auch mal Fotos, wie man sie sich wünschen würde. Aber ich bin ja Gartenbloggerin und keine Hochglanzfotografin und will auch keine Gartenbücher mit schönen Fotos ausstatten, insofern reicht mir das, was ich da mache, für meinen Gartenblog völlig aus. Mit Garten kann man eh kein Top-Verdiener als Blogger werden, selbst wenn die Fotos noch so schön sind.
    Jedenfalls kann man hier noch viel lernen – ich mag auch am liebsten die Bilder mit dem verschwommenen Hintergrund, obwohl ich manchmal eben alles drauf haben will, für spätere Garten-Vergleiche.

    Liebe Grüße auch hier
    Sara

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