Pflanzenjauche aus Rainfarn und Wermut – wie geht das und wofür nehme ich sie?

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Pflanzenjauche

In meiner Lieblings-Garten-“Bibel” Der Bio-Garten von Marie-Luise Kreuter *Werbung 

 bin ich auf eine tabellarische Übersicht gestoßen, die mich ermuntert hat, eine

Pflanzenjauche aus Wermut und Rainfarn

anzusetzen. Für diese Beiden fand ich allerlei Verwendungsmöglichkeiten in der Tabelle. Dort zwar einzeln aufgeführt, mischen ist aber möglich und erlaubt. Wenn es nicht hilft, schadet es hoffentlich nicht.
Wermut habe ich im Garten, der hat sich dort gut ausgebreitet. Den Rainfarn habe ich beim Radfahren von unterwegs mitgebracht. Ich kann bestätigen, beide riechen kräftig und nicht unbedingt angenehm. Und wie Jauche riecht, weiß man ja von Fahrten übers Land wenn im Märzen der Bauer und so.
Pflanzenjauchen sind im Allgemeinen ein natürlicher Dünger. Sie enthalten viel Stickstoff und Kali und sind damit für fast alle Pflanzen eine gute Stärkung. Alternativ kann man sie aber auch zum Spritzen gegen Schädlinge einsetzen. Dafür ist meine spezielle Mischung vorgesehen, nicht zum Düngen.
Wie man sie herstellt – darüber gibt es viele verschiedene Anleitungen. Ich bin analog der Brennesseljauche, die ich im Vorjahr angesetzt hatte, vorgegangen. Man kann die Jauche mit frischem Kraut oder mit getrocknetem Material ansetzen. Wenn die Pflanzen getrocknet sind, braucht man deutlich weniger Material. Hier unten seht Ihr rechts den restlichen Rainfarn zum Trocknen aufgehängt. Mit dem Wermut werde ich das beizeiten auch noch machen, so habe ich im Frühjahr Nachschubmaterial, wenn die Pflanzen noch nicht neu durchgetrieben haben.
Mein Jauchefass ist hübsch – ein großer himmelblauer Emailletopf, den ich mir über ebay besorgt habe. So ein schwarzes Plastikjauchefass kann man zwar problemlos im Garten- oder Baumarkt kaufen, mag ich aber nicht leiden.
Ich habe je einen Armvoll (siehe oben auf dem Tisch) Rainfarn und Wermut grob zerschnitten, bin dabei nach Augenmaß und nicht nach Gewicht gegangen. Eigentlich nimmt man 10 Liter Regenwasser dazu. Hat man kein Regenwasser, geht alternativ auch in der Sonne abgestandenes Leitungswasser. Da ich mit 2 Ausgangsmaterialien und -mengen arbeite, habe ich auf  20 Liter verdoppelt.
Wichtig ist, NICHT randvoll füllen das Behältnis! Die Jauche schäumt während des Gährungsprozesses auf und tritt über den Rand, falls zu hoch eingefüllt wurde.
Dann Deckel entweder lose darauf oder ohne Deckel an einen vorzugsweise sonnigen Platz stellen. Ich hatte Bedenken, das die Wärme dieses Jahr nicht mehr ausreicht, um die Suppe zum Brodeln zu bringen aber die derzeit hohen Temperaturen kommen gerade recht.
Nun rührt man diese “Suppe” täglich um, damit Sauerstoff in den Zersetzungsprozess gelangt. Nach einigen Tagen hält man dabei die Luft an. Es schäumt und riecht stinkt. Empfindliche Nasen streuen eine Handvoll Steinmehl auf die Oberfläche, was den Geruch ein wenig mildert.
Fertig ist die Jauche, wenn das Schäumen aufgehört und die Jauche eine dunkle Farbe angenommen hat. Das kann je nach Witterung zwischen 1 und 3 Wochen dauern.
Zur Anwendung verdünnt man diesen Extrakt (vorher die groben Teile herausfischen, damit die Gießkanne nicht verstopft) 1:10 bis 1:20 (je nach Konzentration der Jauche bzw. der Verwendung) mit Regenwasser.
Nun kann der Deckel richtig aufgelegt werden, die Jauche hält sich bis zum Ende des Gartenjahres. Sofern der Gärtner den “Duft” bis dahin erträgt.
Im Herbst kann man den unverbrauchten Rest über den Kompost gießen. Aber ACHTUNG, mit meiner Mischung mache ich das nicht wegen des Wermuts darin! Der kräftige Geruch vertreibt auch nützliche Kompostbewohner.

Empfohlen wird, Wermut neben Johannisbeeren zu pflanzen. Dort wirkt er gegen Säulenrost. Wenn man Wermutschnittgut hat, kann man alternativ auch unter Johannisbeeren damit mulchen.
Bevor nun jemand loslegt mit der Herstellung, sei dieser Link empfohlen, der auch den Unterschied zwischen Jauchen, Brühen und Tees beschreibt und deren Herstellung etwas näher beleuchtet als meine laienhafte Beschreibung
Jauchen, Brühen, Tees – Trinkkuren für den Garten
Was will ich nun  im Speziellen mit meiner Jauche erreichen? Mir ist momentan besonders die

Schädlingsabwehr

wichtig, siehe auch Da ist der Wurm drin .
Rainfarnjauche soll gegen Erdbeerblütenstecher, Himbeerkäfer, Brombeermilbe, Rost und Mehltau helfen, unverdünnt gespritzt.
Wermutjauche wirkt gegen Säulenrost, Raupen, Ameisen und Läuse wenn man sie im Frühjahr unverdünnt an und auf die Pflanzen gießt. Gegen Erdflöhe auch später im Jahr noch wirksam!
Mit Wermut- und Rainfarntee werde ich ab Ende Mai nächsten Jahres gegen unsere Apfelwicklerpopulation spritzen. Der Geruch irritiert die Insekten und sie nehmen den Lockduft der Äpfel nicht mehr ungestört wahr.
Gegen die Brombeermilbe nimmt man Wermutbrühe und spritzt nach dem Schnitt im Herbst 1:2 verdünnt die Pflanzen.
Mit Rainfarn- und/oder Wermutee möchte ich gegen Kohlweißlingsraupen vorgehen, die mir den Kohl und andere Kreuzblütler nackt fressen.Wirkt eventuell auch gegen die Möhrenfliege (Update 2019: klickt den Link an, da zeige ich, was wirklich hilft!), wegen des Geruches.
Habt Ihr schon Jauchen, Brühen oder Tees verwendet gegen Schädlinge? Wenn ja, wie waren Eure Erfahrungen?

8 Gedanken zu “Pflanzenjauche aus Rainfarn und Wermut – wie geht das und wofür nehme ich sie?

  1. Ich bin davon überzeugt, dass es wirkt. Als wir hier einzogen, fanden wir eine Tonne voller Brennnesseljauche. Igitt – Mr. W. hat sie sofort ausgekippt, bevor ich umfalle. Ich bin ein Nasenmensch. Von der Wirksamkeit von Jauchen habe ich schon oft gelesen. Mal sehen, wie es bei dir wird.Sigrun

  2. Oha, die Pflanzenjauche… Jahrelang haben wir uns damit olfaktorisch rumgeärgert, weil das Zeug so dermaßen riecht… aber gegen Blattläuse wirkt es tatsächlich wunderbar – die können den Duft auch nicht ab. Habe ebenfalls von der Bierfalle gegen Nacktschnecken mittlerweile Abstand genommen, weil ich mich wegen der genialen Wirkung fast übergeben hätte… Naturmittelchen sind echt was feines… ;-)Liebe Grüße und ein sonnigschönes, unstinkiges und unekliges Wochenende!Solveig

  3. Oh ja, mein Schwiegervater hat auch immer diverse Pflanzenjauchen angesetzt und man hat deren Nähe lieber gemieden. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass diese natürlichen Mittel wirken. Aber auf jeden Fall können sie nicht schaden!Ich wünsche Dir viel Erfolg!Viele Grüße vonMargit

  4. Ich bin auch davon überzeugt. Hab schon als Kind miterlebt, wenn mein Vater Brennesseljauche angesetzt hat und hab das jetzt hier auch gemacht. Brennesseln haben wir viele und für die Schmetterlinge sind auch noch welche übrig. Ich nutze sie als Dünger, gegen Schädlinge habe ich noch nichts eingesetzt. Ist aber eine geniale Idee, insbesondere, da ich Rainfarn sogar hier habe. Das Buch von Marie-Luise Kreuter habe ich übrigens auch :-).Einige meiner Äpfel sind auch vom Apfelwickler befallen, ich sollte also auch mal tätig werden. Jetzt muss ich noch eben herausfinden, ob Rainfarn alleine da hilft. Wo ich Wermut herbekommen könnte weiß ich nämlich überhaupt nicht.Liebe GrüßeBirgit

  5. Jetzt schaue ich hier doch nochmal schnell vorbei. M.L. Kreuter kenne ich auch noch und die Jauchen, ja da gab's auch mal meinerseits einen Versuch vor Äonen, aber unsere empfindlichen Nasen haben das nicht vertragen *lach* (ich nenne jetzt bewußt keinen Personen!)Die Idee an sich finde ich gut, aber man muß schon der Mensch dafür sein. Bei uns hat es immer noch mit Nützlingen funktioniert. Oder Lieblingsbeete für die Schnecken (kleine natürlich und etwas weiter weg vom sonstigen Ort der Begierde!) – wenn sie erst einmal an "ihre" von mir aufdiktierten Pflanzen gewöhnt sind, hat das immer ganz prima geklappt. Sicher gehen die Schnecken nicht ganz weg, doch das sollen sie auch gar nicht, denn in der Natur hat ja jedes Tierchen seinen Platz. Nur im Übermaß wollen wir sie nicht. Der jetzige Garten hat zwar kaum Schnecken, im Frühjahr aber viele Blattläuse und siehe da, plötzlích waren sie wie von Zauberhand verschwunden. Des Rätsels Lösung – viele viele Marienkäferlarven und jetzt habe ich ganz ganz viele gelbe Marienkäfer, die sich auf der Minze tummeln :-)Wermut hab' ich übrigens auch im Garten, da kam ich mal durch meine Mutter drauf, die damit Kindheitserinnerungen verknüpfte. Ich mag den Geruch allerdings gern. Und auch das silbrige Laub. Na, dann sollte ich ihn oder einen Ableger mal zu den Johannisbeeren pflanzen. Obwohl ich bislang mit ihnen keine Probleme hatte. Nur mit den Himbeeren erstmalig in diesem Jahr.Einen ähnlichen Topf besitze ich auch, nur der ist wie neu, den könnte man noch zum Kochen verwenden, daher wandert der nicht in den Garten. Obwohl es sehr dekorativ wäre. Dann wünsche ich viel Erfolg!Liebe Grüße auch hierSara

  6. Ich arbeite im Garten nur noch mit Brühen,Tees und jauchen (und das in nur kleingartenanlage;/ ). Ich habe drei kleine Töchter,die den Garten mit Hände und Füßen (und Mund) genießen und kann/will da keine Chemie haben(auch keine “biologischen” pflanzschutz-/spritz- oder Düngemittel. Brennnesseljauche gegen Blattläuse und als Dünger funktioniert super, knoblauchtee gegen pilzkrankheiten klappt auch,ringelblumenjauche zur Stärkung und gesundheitsförderung klappt auch super RhabarberJacke klappt auch…
    Sonst setze ich auch Nützlinge und beipflanzen (ringelblume,studenten(blume),verschiedene Kräuter,merrettich und Brennnessel zu/unter die jeweiligen Pflanzen.
    Es gibt in der Natur so viele Möglichkeiten,dass es mir auch mal passiert,dass ich den erntetermin von den gebrauchten Pflanzen verpasse.Ich werde mir wohl eine gute Übersicht anlegen müssen und an den Kühlschrank pinnen.
    Das ganze auf natürliche Weise zu gestalten,macht definitiv mehr Arbeit,kostet mehr Zeit,aber auch weniger Geld und man hat ein ruhigeres Gewissen.

  7. Danke für die gelungene “Werbung” für den Rainfarn! Ich verwende meinen Rainfarn (verjaucht, wie beschrieben) seit Jahren als natürliches Mittel gegen Blattläuse – geht einfach, ist natürlich und kostet nichts … da er in meinem Garten steht auch ohne Ausfahrt
    In meinen Augen ein unterschätztes Powerkraut!

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