Totholz als Herberge und für neues Leben

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Ihr Lieben, ich habe den Herbstblues! Der goldene Oktober hat hier gerade mal 3 Tage gedauert, nun ist es nur noch regnerisch. Dazu noch die immer früher einsetzende Dunkelheit, nach Feierabend schafft man nichts mehr im Garten. Nörgel, motz, mecker.

Dann muss eben das Wochenende herhalten.

Freitag, später Nachmittag. Eine Stunde Gartenarbeit bei Trockenheit ist immerhin möglich, prima.

Samstag. Es regnet durch, ich habe schlechte Laune, weil ich nicht draußen war.

Sonntag. Es regnet durch. Ich ziehe Regenjacke und Gummistiefel an und stapfe raus. Die Kamera muss drinnen bleiben, die könnte Schaden nehmen. Das angeblich wasserdichte Smartphone muss für Fotos herhalten.

Als ich nach 2 Stunden fertig bin, hängen mir die Haare triefnass runter, die Hose ist dreckig und klatschnaß.

Aber ich bin zufrieden mit meinem Werk. Ihr erinnert Euch bestimmt, der Sturm hatte Opfer gefordert. Hier sieht man den Rest einer dicken Wurzel aus der Erde ragen. Dort stand er mal, unser geliebter Essigbaum,

Hier in der Schale und im Korb zahlreiche Wurzelstücke.Das schönste Stammstück. Leider hatte mein Mann mich mißverstanden und den Stamm schon teilweise zersägt. Der Tag im Sonnenschein war schon am 1.10.

Das Gros der knorrigen Äste.

Totholz vom Essigbaum

Den zersägten Essig- und Apfelbaum wollten wir zunächst entweder häckseln bzw. als Holz später einmal für die Feuerschale nehmen. Nun ist Essigbaumholz recht weich, das hat sicher keinen guten Brennwert.

Nachdem mein Mann die erste Ladung Gestrüpp zu Häcksel verarbeitet hatte, wollte ich mit dem Rest etwas Anderes machen. Warum nicht als Totholz arrangieren, um aus diesen Totholzhaufen neues Leben entstehen zu lassen bzw. um Tieren Schutz und Unterschlupf bieten zu können?

Wir hatten bereits die dickeren Partien von den dünnen, teils noch belaubten Ästen getrennt.

Neben dem Gewächshaus ist ein circa 1 Meter breiter Streifen, der bisher bepflanzt war.  Das war nicht so klug, weil der Bewuchs dem Gewächshaus mittlerweile von seitlich und oben einiges an Licht nahm. Außerdem gebärdete sich die dort im Obelisk untergebrachte Ramblerrose derart ungestüm, das sie mitsamt Obelisk aufs Nachbargrundstück zu stürzen drohte. Ich habe die Rose runtergesäbelt und an eine Bloggerfreundin verschenkt sowie die anderen Pflanzen umgesetzt. Der leere Streifen soll, so gut es geht, von Bewuchs freigehalten werden.

Eigentlich ein schöner Platz für einen kleinen Totholzzaun 🙂 Schon wusste ich, wohin mit dem ganzen  Holz von Essigbaum und Co.

Am Freitag habe ich 5 dünne Pfähle gekauft und als vordere Abstützung in den Boden gerammt. Von hinten hält der Maschendrahtzaun dagegen. Zwischen den Pfählen wurden niedrige Mulden mittig ausgeformt als mögliche Unterkunft für Kröten und anderes Getier. Dann begann ich mit dem Aufschichten zunächst der dickeren Holzabschnitte. Sogar die bereits angefaulte Malerleiter wurde sinnvoll mit verwendet.

Gar nicht so einfach, aus einem knorrigen krumm gewachsenen Essigbaum ein geraden Totholzzaun zu schaffen. Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden, nun darf der Haufen besiedelt werden. Da das Holz immer wieder absacken wird je nach Grad der Zersetzung, darf der Häcksler auch zukünftig öfter mal im Gartenhaus bleiben. Es wird einfach von oben nachgelegt. Leicht beschlagene Linse vom Regen.

Voilà, der Lagerplatz ist leer, auch die Feuerschale und der Korb sind wieder frei.

So mancher wird sagen, Totholz ist jetzt nicht wirklich optisch schön. Schöner als der Maschendraht dahinter ist es allemal. Ich finde es grundsätzlich schön, weil es neues Leben schenkt bzw. Unterschlupf gewährt.

Wer sich mit dem Thema näher befassen will, dem sei das wundervolle Büchlein
Lebensraum Totholz: Gestaltung und Naturschutz im Garten von Werner David empfohlen. Ich habe es verschlungen und es hat mir einige Aha-Erlebnisse geliefert. Auf dieser Seite findet sich ein ganzer Abschnitt aus dem Buch zum Probelesen.

Die dicken Stammabschnitte habe ich zurückgehalten, die werden an sonniger Stelle eingesetzt, Bericht folgt nach Umsetzung.

Nun noch was Farbenfrohes zum Schluß, Schweizer Orangenapfel. Zunächst am Baum in der Sonne, nun regengespült und abgeerntet.

Es ist noch ein junges Bäumchen, welches erfreulich gut trägt. Nächstes Jahr wird er umgesetzt, er steht zu nah am Zaun.

Was macht Ihr mit Eurem Astschnittgut? Habt Ihr auch Totholz im Einsatz?


Verlinkt bei der Bloggerparade von Naturgarten Ideen.

 

29 Gedanken zu “Totholz als Herberge und für neues Leben

  1. Da ist aus dem eigentlichen Unglück doch noch ein spannendes Gartenprojekt geworden!
    Ich mag Totholz im Garten total gerne! Wir haben diese Korkenzieherweiden (ebenfalls sturmgefährdet) im Garten. Ein ziemlich altes Exemplar wirft jedes Jahr ordentlich Totholz runter. So richtig schöne knorrige Äste, teils mit Flechten bewachsen. Die lege ich zur “Deko” in die Beete oder arangiere Haufen. Ein jüngeres Exemplar wollen wir eigentlich zurückschneiden, trauen uns aber nicht so richtig. 😉 Mit den Abschnitten hatte ich auch vor eine Benjeshecke zu beginnen. Alles was irgendwie nützlich für die Nützlinge ist finde ich toll und sieht wirklich schöner aus als so ein oller Maschendraht!
    Liebe Grüße
    Daniela

    1. Klasse Daniela! Und wenn mich der Maschendraht zu sehr stört, stapel ich hinter der Wildgehölzhecke weiter und der Häcksler hat Sendepause ?

  2. oh, einen Totholzzaun kannte ich noch nicht, aber mit dem Haufen aus Totholz liege ich dem Liebsten schon eine Weile in den Ohren 🙂
    auf alle Fälle ist es eine gute Sache, somit sind die Bäume nicht umsonst umgefallen sondern sorgen für neues Leben!
    liebe Grüße
    Manu

  3. Hallo Karen Mann ihr habt ja auch ein Wetter zum davon laufen. Am gleichen Wochenende haben wir wie ich im aktuellen Post schreibe ja auch Totholz aufgeschichtet. Draußen an den Weihern soll ja eine Benjeshecke wachsen und so schlichten wir seit Jahren an einem Gestrüppwall. Nur wir waren teilweise sogar nur im TShirt unterwegs. Seit Sonntag allerdings ist es bitterkalt mit nie mehr als 9 Grad. Hoffe jetzt auf die Wochenmitte mit 14 Grad, da muss einiges geschehen bei uns im Garten. Ab kommender Woche istNovember und das Wetter soll sich dem anpassen. Brrrrr scheußliche Aussichten, gerade recht für den Herbstblues. Viele liebe Grüße Achim

  4. Liebe Karen,
    es ist ein richtiger Verlust mit dem Essigbaum. Die Stelle sieht zu erst leer aus. Du hast wahrscheinlich schon auch die Erfahrung gemacht, dass das nur ein kurzer Eindruck ist. Der Garten verkraftet den Verlust leichter als wir, und manch andere Pflanzen fangen an davon zu profitieren, so als ob es den Baum gar nicht gegeben hätte.
    Wir haben viele Bäume im Garten, deshalb ist die Häckselarbeit für uns selbstverständlich. Genau wie Du, lassen wir Äste oder auch manche Stämme liegen, sodass viele Lebewesen dort ihren Unterschlupf finden können.
    Die Äpfel, liebe Karen, sehen sehr lecker aus. Ist der Schweizer Orangenapfel eine gute Sorte? Der Geschmack ist wahrscheinlich, wie schon der Name sagt, sauer-süß.
    Eine schöne Woche und viele Grüße
    Loretta

    1. Liebe Loretta,
      der Schweizer Orangenapfel wurde mir vom “Apfelpapst” Eckart Brandt empfohlen als für unseren Sandboden gut geeignet. Scheint zu stimmen, er hat dieses Jahr schon reichlich getragen. Die Äpfel müssen noch etwas lagern. Pflückreif Mitte Oktober, Genußreife etwas später. Knackig, saftig und süßsauer, super lecker.
      Liebe Grüße
      Karen

  5. formidable!!!
    1.) du bist definitiv nicht aus zucker – das wäre hiermit bewiesen ;-D
    2.) totholzzaun: the best ever!
    haben wir mal angefangen zwischen gemüsegarten und eisenbahn. finden wir aber mittlerweile zu platzraubend. unserer ist mit wilden leckeren brombeeren überwachsen – was ihn extradick macht. jetzt wollen wir da mal aufräumen – irgendwann näxtes jahr – und nur draht spannen für die brombeeren…..
    unser totholz wird aber trotzdem auf einem haufen entsorgt in einem sehr schattigem winkel an der grundstücksgrenze, allerdings nur zweige – alles was irgendwie als ast durchgeht heizt das haus im winter.
    die äpfel sind eine augenweide!
    und deine rose(n) schauen sehr glücklich as an ihrem neuen platz in selbstgemachter komposterde…. 😀
    xxxxx

    1. Das freut mich so für Dich und die ausquartierten American Pillar! Wenn sie bei Euch so gut wachsen, wie sie es hier anstrebten, dann sehet Ihr den Nachbarn bald nicht mehr 🙂
      xoxo

  6. Das ist völlig in Ordnung, so wie ihr das gemacht habt. Ich finds klasse. Wir haben sowas nicht, dafür haben wir Stellen, wo nur einmal im Jahr gekrautet wird, das reicht den Tieren auch. Die Nachbarn sorgen schon mit genug Dreck dafür, dass unsere Grenze ätzend aussieht! *augenroll*
    Männe hat mir jetzt ein Stück Brennholz hingelegt, das kann ich nicht verbrennen, knorzig und viel zu dick. Da bohr ich Löcher rein und leg es hinter einen Busch, irgend jemand wird da einziehen.

    Sigrun

    1. Liebe Sigrun,
      da werden sich die neuen Bewohner des künftigen Totholzes freuen ! Das längste Stück von Essigbaum wird aufrecht stehend diesen Zweck erfüllen. Die Löcher immer in die Längsseite bohren, nie ins Stirnholz, aber das weisst Du ja sicher.
      Liebe Grüße
      Karen

  7. Liebe Karen
    Wieder ein toller Blog von Dir, wenn es um Holz geht dann werde ich hellhörig und möchte gleich möglichst viel erfahren. ..mir gefallen diese grossen Holzstücke, und für mich ist Holz nie tot. Da ist immer noch viel Lebenssaft drin und es verändert seine Struktur und Form. Noch was zu den Orangen Äpfeln, die kannte ich bis jetzt noch nicht, was haben sie mit der Schweiz zu tun? Auf jeden Fall sehen sie sehr knackig aus, zum Anbeissen schön.
    Hab es gut und viel Freude mit Deinem wunderschönen Garten.
    Liebe Grüsse gertrud carey

    1. Liebe Gertrud,
      ich weiß, Du zauberst schöne Dinge aus Holz. Das Essigbaumholz soll zum Drechseln sehr begehrt sein, wusstet Du das? Der Schweizer Orangenapfel wurde in der Versuchsanstalt Wädenswil als Kreuzung zwischen Ontario und Cox Orange gezüchtet, ging 1954 in den Handel.
      Liebe Grüße
      Karen

  8. Da ist aus dem verunglückten Essigbaum doch noch was Gutes geworden. Die Totholzhecke sieht außerdem auch noch sehr gut aus.
    Bei uns wird anfallendes Holz verbrannt, egal welchen Brennwert es hat. Die dünnen Äste werden gehäckselt und wandern auf den Kompost. Aber auf der Obstwiese gibt es auch ein paar Totholzhaufen.
    Liebe Grüße
    Heike

  9. Totholz ist wirklich sehr kostbar für unsere oft viel zu sehr geordneten Gärten. Sehr schön sieht sie aus, deine Totholzmauer. Ich habe im Garten eine Brennholzmauer, welche nach 4 Jahren dann dem Ofen zum Frass vorgeworfen wird und die Mauer entsteht dann wieder neu. Zusätzlich haben wir aber auch gemeinsam mit den Nachbarn einen großen Schnittgutplatz angelegt, dort liegt so manches Holz und verwittert so vor sich hin. Danke für diesen tollen Post. LG Marion

  10. Da übernimmt der Essigbaum doch eine sinnvolle Aufgabe, liebe Karen, und bietet den kleinen Gartenbewohnern eine schöne Unterkunft in Form desTotholzzauns. Klasse haste den hingekriegt.
    Ich bin gespannt, was aus den dicken Stammstücken entstehen wird.
    Lieben Gruß, Marita

  11. Liebe Karen, da hattet Ihr eine Menge Arbeit. Holzlaufarbeiten ist nicht so ein großer Spass. Es geht ziemlich an die Substanz. Bei uns hat der Goldene Oktober zwar länger gedauert, aber nun ist es auch vorbei damit.

    LG Kathrin

    1. Liebe Sigrun,
      klar hat der Hortus schon einen Namen und ist in der Karte eingetragen: Hortus Allegria, naheliegend. Das Buch ist Klasse, habe es seit einigen Wochen und lege es gar nicht mehr weg. Echte alte Lehmziegel und Lehmpulver sind schon da, Lehmniststätte ist das nächste Projekt.
      Liebe Grüße
      Karen

  12. wie schade um den alten Baum
    der war ja wirklich schon ganz schön dick..
    aber der Wind war stärker..
    nun erfüllt er aber noch einen guten Zweck
    liebe Grüße
    Rosi

  13. Ja, mit solchen Unglücken lassen sich plötzlich neue Bereiche gestalten … Nicht anders war es bei unserem Friederike-Rosen-Hochbeet, nur, dass wir da mit 2 riesigen über 40 Jahre alten Kiefern und 3 hohen Fichten zu kämpfen hatten ;-( … Aber im Kleinen habe ich das an nachbars nördlicher Grenze ebenso gemacht, als mir dort immer mehr immergrüne Gehölze eingingen – einfach zur Totholzhecke umgeschichte und jetzt wird Efeu den Wall bewachsen.

    Und ohne Haltepfähle gibt es bei uns ja schon fast seit Anfang an den Hochwald-‘Kompost’: Drum herum geschichtetes Holz vom Form-/Rückschnitt und rein kommt alles, was ich nicht im Garten haben will – also Saat von Fehlfarben, Strauch- und Teichabschnitt der sich schlecht shreddern lässt, Rosen-Häcksel sowir Frühjahrsrückschnitt, tote Tiere und gesammelte Nacktschnecken … Und obendrauf thronen jetzt herrlich Wolfsmilch-Kinder 😉
    Frau muss nur etwas erfrinderisch sein …
    LG Silke, die sich jetzt fragt, was aus den schönen Stämmen geworden ist. Denn in der Zeit war ich durch unseren Katzenkindergarten recht eingespannt …

    1. Liebe Silke,
      die Stammteile liegen hier immer noch dekorativ herum : Einige im Magerstandort im Vorgarten, andere im kleinen Sandarium, ein paar sind direkt in einen Totholzhaufen gewandert.
      LG Karen

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