Neues Vieh auf Hof Wümmetal

„Galloways statt Glamour.

Die erfolgreiche Modejournalistin Judith Reinhard kehrt der Welt des Jetsets den Rücken, um auf dem geerbten Hof Rinder zu züchten“.
So steht es auf der Rückklappe des kürzlich im Gütersloher Verlagshaus erschienenen Buches „Judith und das liebe Vieh“ *.

Das machte mich neugierig auf das Buch. Als ich bei der Randomhouse-Verlagsgruppe, die mir dieses neu erschienene Buch auf Anfrage zur Verfügung stellte, dann auch noch einen Blick in die Leseprobe warf, wollte ich es unbedingt lesen.

Buch Judith und das liebe Vieh
Buch Judith und das liebe Vieh

Der Hof, den Judith Reinhard von ihren Eltern 1999 geerbt hat und den sie wieder nutzen wollte, liegt gar nicht weit von Bremen an der Wümme. Mit der Wümme verbinden mich Kindheitserinnerungen. Die Wümme durchfließt auch das Bremer Blockland . Dorthin führten mich unzählige Fahrradtouren mit meinen Eltern. Manchmal auch alleine mit meinem Vater, der an der Wümme sein Angelrevier hatte.

Das Buch liest sich zügig und ist in nicht zu lange Kapitel unterteilt, von denen ich täglich mehrere inhaliert habe.  Ich musste ein wenig schmunzeln, wie blauäugig die Autorin ihr landwirtschaftliches Vorhaben zu Beginn angeht. Aber ich muss still sein. Als ich 1991 mit Pferdehaltung und -zucht nebenher begann, war ich auch nicht wesentlich erfahrener. Frau Reinhard beschreibt alle Hindernisse, die sich ihr auf dem Weg zu vernünftig erzeugtem Fleisch aus artgerechter Haltung in den Weg stellen. Da darf auch das Kapitel Schlachtung und Tötung nicht ausgenommen werden.

Mir hat das Buch gefallen und an einigen Stellen konnte ich schmunzeln, weil Ähnliches sich auch in der Pferdehaltung hätte ereignen können. Zum Beispiel die vermeintlich ökologische Haltung auf mageren Wiesen ohne Zufütterung, bei der leider die dadurch entstehenden gesundheitlichen Probleme der gehaltenen Tiere vor dem Verkauf an andere Halter (in diesem Fall Frau Reinhard) unter den Tisch gekehrt werden.

Oder die Landwirte, die das Pachtland nicht für andere Haltungsformen hergeben wollen und sich bitter enttäuscht zeigen, das vor Jahrzehnten gegebene Versprechen des längst verstorbenen alten Hofbesitzers nun nicht mehr gelten sollen.

Für wen eignet sich dieses Buch? Vor allem für Tierhalter in spe, die noch über kein fortgeschrittenes Wissen verfügen und sich auf unterhaltsame Art an die Materie heranlesen wollen, ohne ein Sachbuch zu kaufen.  Bei einer  autobiografischen Erzählung darf man nicht unbedingt Spannung erwarten und manchmal ist es auch eine Aneinanderreihung der jeweiligen Ereignisse, gestreckt auf einen Zeitraum von mehreren Jahren.

Wer mag, kann den Hof Wümmetal in Wistedt auch virtuell besuchen (Klick auf den Link). Den Zuchtbullen „Ultra Big“ hatte ich mir viel mächtiger vorgestellt 🙂

 

*) Mit einem Stern gekennzeichnete Links sind externe Partner-Links. Ihr unterstützt mich in meiner Blogarbeit, wenn ihr darüber bestellt.

7 Gedanken zu “Neues Vieh auf Hof Wümmetal

  1. Liebe Karen,
    das ist eine schöne Buchvorstellung und mich würde interessieren, wie sie die Umstellung vom Jetset aufs Landleben geschafft hat und auch was ihr besser gefällt.
    Die Zucht von Tieren interessiert mich weniger.
    Ich wünsche Dir einen schönen Mittwoch.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

    1. Lieber Wolfgang,
      Frau Reinhard ist selbstständig und hat im Laufe der Jahre, in denen die Rinderherde wuchs und mehr Arbeit auf dem Hof anfiel, einfach immer weniger Aufträge aus der Modebranche angenommen. Als Angestellter funktioniert das so nicht wirklich, ich habe meinen Hof damals nebenher bewirtschaftet. Das ging nach 16 Jahren ganz schön auf die Knochen. Jeden Morgen, jeden Abend und am Wochenende war da Hofarbeit angesagt. Da gab es daheim auch noch keinen angelegten Garten, die Zeit fehlte einfach 😉
      Liebe Grüße
      Karen

  2. Liebe Karen, das Buch klingt ja spannend. Wenn man selbst in die Tierzucht einsteigen möchte, ist es ganz bestimmt hilfreich, wenn man auf Erfahrungen von anderen zurückgreifen kann. Vielen Dank für die Vorstellung.

    lg kathrin

  3. Hallo Karen,
    meine Freundin züchtet hobbymäßig Galloways. Sie sind lockig, klein und gutmütig. Ich mag sie. Erst auf der Weide, dann auf dem Teller. Ja, so ist das Landleben.
    Da ich gerade über ein Geschenk nachdenke, kommt dein Buch genau richtig. ich glaube, es wird ihr gefallen.
    Viele Grüße,
    Anette

  4. erinnert mich an die geschichten vom max (dieter) mohr….. lustig finde ich wolfgangs frage „was ihr besser gefällt?“ 😀 es gibt ganz sicher kein besser oder schlechter solange man sich sein leben selbst aussuchen kann. es ist nur anders. ich bereue auch keinen tag den ich im berliner mode- und kultur „jetset“ zugebracht habe. genausowenig bereue ich in den wald gezogen zu sein – ausser wenn ich appetit auf vietnamesisches essen hab 😉
    xxxx

    1. „Was wir nicht haben, brauchen sie nicht! Ich fand es herrlich. Sein letztes Buch „Als Max noch Dieter war“ war dagegen langweilig, habe es nicht zu Ende gelesen.
      Ich glaube, Deine Antwort kann für Frau Reinhard genauso stehen bleiben. Das davor war ja nicht schlecht, die Zeit war nur vorüber und es musste eine Wendung her.
      xxxx

  5. Hallo Karen,
    das klingt lesenswert.
    Soweit ich weiß, werden hier die zur Landschaftspflege eingesetzten Heckrinder auch zugefüttert. Schade, dass es nicht ohne geht, naiverweise hatte ich gedacht, magere Wiesen wären für die Tiere wirklich auch gesünder durch die Vielfalt an Kräutern.
    Zum Bienenhotel habe ich unter meinem Post geantwortet.
    VG
    Elke

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