Wanderwoche in der Provence

Wanderwoche in der Provence,

so lautete der wenig aussagekräftige Titel dieser Gruppenreise im Katalog des Veranstalters.

Mein letzter Urlaub in der Provence ist über 11 Jahre her. Leider endete es damals mit einem sehr schlimmen Unglück, was mir über Jahre hinweg einen erneuten Besuch in Südfrankreich als nicht erstrebenswert erscheinen ließ. Dabei kann die Region gar nichts dafür. Es war Zeit genug verstrichen, diesem wunderschönen Landstrich wieder bonjour zu sagen.

Mein Mann hatte übers Jahr viel von seinem Urlaub tageweise verkleckert, so das Mitte des Jahres feststand, ich habe noch 5 Tage mehr Resturlaub als er. Vorletztes Jahr war ich aus ähnlicher Situation heraus zum Wandern auf Ibiza gelandet, dieses Jahr also die Provence! Wärme und Sonne Mitte Oktober genießen, herrlich. Dort war das Wetter so, wie wir uns unseren Sommer, der nicht stattgefunden hat, gewünscht hätten.

Mein Flug ging von Bremen nach München und von dort reiste das ganze Grüppchen noch unbekannterweise weiter nach Marseille. Am Flughafen nahm uns unsere Reiseleiterin in Empfang, mit dem Bus fuhren wir zu unserem Standorthotel in St. Remy de Provence.

 

St. Remy in ein ganz bezaubernder Ort. Mittwochs ist dort ein großer Markt, auf dem sich natürlich auch viele Touristen an den Ständen entlang schieben.

Mittags war der Spuk vorbei, das Räumkommando beseitigte die Hinterlassenschaften und der Ort war wieder deutlich leerer.

Wir gingen jeden Abend in einem anderen Restaurant in St. Remy zum Essen.  3-Gänge-Menü naturellement. Das habe ich auf der Waage hinterher sehr wohl gemerkt. Abends und in der Dämmerung ist der Ort noch schöner als tagsüber. Wunderschön auch die Platanenalleen im Ort und vor den Toren.

Das Wochenprogramm bestand aus 4 Wandertagen und 2 Tagen zur freien Verfügung. Am Mittwoch, dem ersten freien Tag, habe ich den Markt in St. Remy besucht und danach noch die Ausgrabungsstätte Glanum.

Glanum ist einen Besuch wert. Wenn man schon viele andere Ausgrabungsstätten besucht hat, wird man hier zwar keine Highlights mehr finden, dennoch lohnt es sich. Man hat von einem Aussichtspunkt auch eine fantastische Sicht über die ganze Gegend. Leider war es an dem Nachmittag sehr diesig. Auf unserer ersten Wanderung konnten wir schon “Ausläufer” der Ausgrabungen sehen.

Auf dem Rückweg waren wir noch in der Abtei Saint Paul de Mausole, in der Van Gogh einige Zeit gelebt haben soll. Seine Wohnräume hat man nachgebildet.

Am zweiten Wandertag ging es von St. Remy aus nach Les Baux. Das Baux kommt von Bauxit, der dort lange Zeit abgebaut wurde. Im ehemaligen Bauxitsteinbruch hat man etwas ganz Tolles geschaffen, nämlich multimediale Inszenierungen, die alle paar Monate wechseln. Der Ort nennt sich Carrières de Lumières. Momentan sind die Werke von Bosch, Brueghel und Arcimboldo Thema der Vorstellung. Ich war vor dem Rückmarsch nach St. Remy für 1,5 Stunden drin, die 12 Euro Eintritt haben sich mehr als gelohnt. Ich war hin und weg. Hier mal ein kurzes Filmchen aber eigentlich muss man mitten drin stehen in den kathedralenähnlichen Hallen. Da fängt der Boden an sich zu bewegen, so genial ist das gemacht.

Les Baux selbst ist furchtbar touristisch und man hat Mühe, Fotos ohne viele Menschen zu machen.

Der dritte Wandertag verlangt uns etwas mehr Anstrengung ab. Wir wollten nach einer Busanfahrt bis in die Nähe von Aix-en-Provence zum Croix de Provence in den Montagne Sainte-Victoire aufsteigen. Das ist zwar nur auf knapp unter 1000 Meter, der Anstieg auf teils nacktem Fels in praller Sonne ist dennoch nicht ohne. Zum Wohle meiner Kamera habe ich sie im Rucksack verstaut und erst am Gipfel wieder für einige Fotos ausgepackt.

Facile war übrigens absolut nicht leicht sondern nur weniger schwer.

Der vierte und letzte Wandertag war dann wieder mehr zum Genießen und längst nicht so anstrengend. Wir hatten eine angenehme Mittagseinkehr im sehr netten Örtchen Venasque und wurden in Les Beaucet wieder vom Bus aufgelesen. Unterwegs hingen uns einige, vermutlich norwegische, Kletterer buchstäblich im Weg. Wir mussten dort passieren, wo sie vom Felsen baumelten.

Alte Viehglocke als Türgeläut

Und dann war der Urlaub auch schon fast wieder zu Ende. Am letzten (freien) Tag habe ich mich für einen Besuch in Avignon bzw. im Vorort Villeneuve-les-Avignon entschieden. Dort gab es nämlich einen Brocantemarkt! Richtig viel Zeit zum Stöbern blieb mir nicht. Durch die Anreise mit dem einzigen und späten Bus war ich erst um 13 Uhr da, die Händler begannen bereits einzupacken. Im Stechschritt rüber und geschwind scannen, was mich interessieren könnte. Und siehe da, ein wundervoll patiniertes Töpfchen trat für wenig Geld mit mir die Rückreise nach Deutschland an.  Danach nutzte ich die freie Zeit für einen Besuch der oberhalb von Villeneuve gelegenen Jardins de l’abbaye Saint-André.  Auf einem Hügel liegt das Fort Saint-André, daneben die Abtei mit dem von mir besichtigten Garten. Von dort hat man einen herrlichen Blick rüber nach Avignon. Ich habe mich dort lange aufgehalten und mein Picknick verzehrt.

Zu Fuß wieder runter nach Villeneuve, in den Bus gesprungen und mittig am Fluß ausgestiegen, um die berühmte Brücke von der anderen Flußseite mit der Sonne im Rücken abzulichten.

Danach musste ich dann einen flotten Spurt zum Bus einlegen, in dem schon meine Mitwander saßen, die tatsächlich in Avignon waren. Das hebe ich mir dann für den nächsten Besuch in Südfrankreich auf. 😉 In St. Remy noch ein abschließender  Bummel durch den Ort, der Tag war noch jung. Eine Hochzeit mit Kutsche, wie schön!

Danach ein letztes Abendessen mit den Mitwanderern und ein letzter Besuch im genialen Pub Aux coeurs des fe.mmes mit toller Live-Musik, unser täglicher Halt für einen Absacker auf dem Heimweg.  Au revoir, St. Remy!


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17 Gedanken zu “Wanderwoche in der Provence

  1. Liebes, ich habe Gänsehaut beim betrachten deiner Bilder bekommen! All diese Wege bin ich schon gelaufen und möchte es immer und immer wieder tun. Der liebe Gott hat dieses wundervolle Fleckchen bestimmt an einem Sonntag gemacht und mit einem Lächeln im Gesicht. Ich liebe es!
    Und du? Du schwärmst ja auch und hast deine anfängliche Angst und dein komisches Bauchgefühl überwunden du Tapfere! Ich hatte übrigens ein ähnliches Erlebnis in einem Urlaub in Südtirol. Wir mussten ganz schnell abbrechen und sind über die Autobahn nach hause geflogen. Ich weiss nicht, ob ich je wieder dort hin fahren kann. Aber du sagst ja auch, das Land ist unschuldig.
    Alles liebe für dich, und danke für diesen wundervollen Post!!!
    Dein Meisje

    1. Ach liebe Elke, ich könnte sofort wieder hin! Wenn der Mistral nicht so heftig pustet, ist es einfach traumhaft. Dieser blitzblaue Himmel und dazu das unbeschreibliche Licht der Provence, einfach göttlich.
      Aber das weisst Du ja ?

  2. zunehmen beim wanderurlaub? scheint wirklich gute restaurants da zu geben 😀
    auch wenn ich mich in den nordöstlichen wäldern sehr wohl fühle – aber so ein bisschen mediterraneum ist was wunderbares! habe jedes deiner herrlichen bilder sehr genossen!!!!
    ausser den kletterer – sichert da das weichei tatsächlich mit handschuhen! sein vorsteiger wird sich bedanken wenn er abschmiert……
    ich hätte ja gern noch ein bild vom töppchen!
    schönes weekend! xxxxx

  3. Liebe Karen, mit Begeisterung habe ich Dich bei Deiner Provence-Reise nun begleitet. Marktbesuche sind bei unseren Italienurlauben auch immer ein absolutes Muss! Ausgrabungen gehen wir auch gerne besichtigen. Meist gibt es immer etwas Spannendes zu entdecken.

    Ich habe mir gestern noch Deinen Artikel über das Fotobuch durchgelesen. Du hast perfekte Beispielbilder gezeigt. Nun meine Frage, hast Du Dir ein Reflektorset mit oder ohne Stativ gekauft?

    LG Kathrin

  4. so schöne Aufnahmen, das muß ein herrlicher Urlaub gewesen sein. Und das Lebensgefühl dort ist sicher auch ein ganz anderes als unseres. Muß ja nicht besser sein aber anders und sicher Wert mal dran teilnehmen zu dürfen. Und das Essen war sicher auch vorzüglich kann ich mir vorstellen.

    Liebe Grüße Achim

  5. Liebe Karen,
    ich staune über diesen riesigen langen Post….traumhafte Motive hat die Prevence ja und du hast sie toll eingefangen. Wir waren noch nicht direkt dort, nur am Rande und haben dann von der Küste aus einen Ausflug gemacht. Wenn ich nochmal hinfahre, dann unbedingt direkt in die Gegend und der Lavendel muss blühen…;-) Wir buchen unsere Urlaube allerdings meistens selber und nie per Reisebüro, da wir den Tag auch gerne gemütlich angehen lassen und in unserem Tempo wandern. Gut, das liegt daran, wenn man Kinder hat, die noch nicht so schnell können oder lustlos pubertieren, wie es jetzt der Fall ist…:-)))
    Liebe Grüße, Sigrun

    1. Liebe Elfi,
      “Deine” Platanenallee bei St. Remy ist viel schöner als meine Gezeigte, weil sie ohne Autos ist 🙂 Ich glaube, unsere Flugstrecke ging über den Genfer See, ich hätte winken können.
      Liebe Grüße
      Karen

  6. Sind das fantastische Bilder, liebe Karen, das wäre unbedingt ein Reiseziel für mich … mit blühenden und duftenden Lavendelfeldern, so schön. Das Foto mit den verschiedenen “Wandkübeln” ist ja klasse und die umgedrehte Kuchenform erst.
    Lieben Gruß in eine kurze Woche, Marita

  7. Liebe Karen,
    vielen Dank für das Mitnehmen auf Deine wundervolle Reise. Die vielen Fotos sehen sehr schön aus. Eine phantastische Stimmung mit tollem Licht.
    Wie schön dass die Woche Dir solch eine Freude bereitet hat und alles so gut gepasst hat.
    Ein tolles Mitbringsel hast Du gefunden, dass Dich ja zusätzlich an diese Reise erinnern kann.
    Herzliche Grüsse, Frauke

  8. Mmmmmmmmmmmmmmmm, herrlich, diese Bilder, man kann die Provence nahezu riechen! Du hast mir Riesenlust auf diese Region gemacht, mit der ich noch einiges offen habe. Ich war 1981 zuletzt in Südfrankreich, da gab es zwar kein schlimmes Unglück, aber doch einen unangenehmen Zwischenfall, für den das Land und die Landschaft ebenfalls nichts kann. Leider habe ich einen “frankophoben” Mann, deshalb habe ich es in den letzten Jahrzehnten mit ihm gerade mal ins Elsass geschafft, aber schön langsam weicht er auf. Mal sehen, wann ich ihn in die Provence bekomme. (Normandie und Bretagne stehen – zumindest – auch noch auf meiner Frankreich-Wunschliste…)
    Alles Liebe, Traude

  9. was für phantastische Bilder
    alles mit diesem leicht morbiden Charme
    hier wurde man sage es vergammelt
    aber dort gehört es einfach dazu
    schön dass du uns mitgenommen hast
    ich habe jedes einzelne Bild genossen
    liebe Grüße
    Rosi

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