Einfaches Leben in den Bergen

Paolo Cognetti, Mein Jahr in den Bergen – Vom Abenteuer des einfachen Lebens.

Cover Mein Jahr in den Bergen

Klappentext:

Paolo Cognetti braucht eine Auszeit vom hektischen Leben in Mailand und mietet eine Hütte in den Bergen – nicht weit von dort, wo er als Kind die Sommer verbracht hat. Das Leben auf 2.000 Meter Höhe bringt die einfachen Dinge zurück: Holz hacken, Feuer machen, einen Garten anlegen. Endlich hat er Zeit zu lesen, spricht mit den Tieren, hört seltsame Geräusche in der Nacht. Wochenlang trifft er keine Menschenseele – bis aus dem Nebel doch eine Gestalt auftaucht.
»Mein Jahr in den Bergen« ist 2017 unter dem Titel »Fontane Numero 1« im Rotpunktverlag erschienen.

Über den Autor:

Paolo Cognetti wurde 1978 in Mailand geboren, hat sein Mathematik-Studium nicht beendet und es stattdessen vorgezogen, eine Filmausbildung zu machen. Danach produzierte er Dokumentarfilme, schreibt Erzählungen und Romane.
Die Sommermonate verbringt er am Liebsten in seiner Hütte im Aostatal auf 2000 Meter Höhe. Bereits als Kind hat er dort in der Nähe seine Sommer verbracht, danach gab es eine 10-jährige Bergsommerpause.

Zum Buch:

„Vom Abenteuer des einfachen Lebens“ lautet der Untertitel dieser 176 Seiten umfassenden deutschen Taschenbuchausgabe. Im Gegensatz zu den Bergbewohnern, für die das Abenteuer des einfachen Lebens Alltag ist,  sucht Cognetti in der Berghütte einen einsamen Rückzugsort.

Bild von Lars Schlageter auf Pixabay

Ein ganzes Jahr will er in den Bergen verbringen.

Ich interessiere mich für Geschichten von Menschen, die versuchen, sich in die Einsamkeit zurückzuziehen, weil ich gespannt bin, welche Erfahrungen sie dabei machen und wie ihnen der Umgang mit dem Alleinsein gelingt. Sei es für einem Sommer auf der Alm (wo es zumindest tagsüber nicht ganz einsam ist) oder eben für ein ganzes Jahr. Anfangs fällt es ihm anscheinend gar nicht so leicht, die Einsamkeit zu ertragen. Besonders die stillen Nächte lassen Ängste der Kindheit abgeschwächt zurückkehren.

Das Jahr schildert der Autor nicht in chronologischer Abfolge, sondern clustert seine Erlebnisse in

Themenbereiche, wie z.B. „Nachbarn“ oder „Häuser“.

An seinem „Haus“ versucht der Autor einen Gemüsegarten anzulegen. Nun, in der Höhenlage wird man mit Tomaten oder ähnlich empfindlichem Gemüse kein Glück haben. Um diese Erfahrung reicher, überlässt er den Garten wieder der Bergnatur.

Da denkt man, ganz alleine dort oben zu sein, bis man eine Gestalt sieht, die sich als uriger Hirten-Nachbar Gabriele herausstellt. Durch die nicht chronologische Anordnung fällt es mir etwas schwer, die jeweiligen Geschehnisse richtig einzuordnen. Es gab eine Zeit im verregneten August, die Paolo Cognetti zusammen mit den beiden Hüttenwarten auf einer Berghütte von 1823 verbrachte. Die Gäste, die dort vorbeischauen, werden als Eindringlinge wahrgenommen, die 3 Männer sind sich selbst genug, die Anderen gehören zur „unteren Welt“.

Einmal kommt er ans Ende seiner körperlichen und geistigen Kräfte, als er der Meinung ist, ohne einen richtigen Weg quer über die Berge zu einem Dorf zu gelangen, weil ihm der eigentlich vorgesehene Weg als Umweg erscheint. Da lehren einen die Berge schon das Fürchten. Aber alles wird gut, keine Verletzten.

Durchgängig spürbar ist die Achtsamkeit des Autors im Umgang mit der Natur und deren Wahrnehmung. Wer sich, wie ich, gerne an chronologischen Ereignissen entlang hangelt, wird das Buch mehrfach lesen können. Ich habe es nun bereits zweimal gelesen und würde beim dritten Studium der Einzelkapitel sicher weitere Entdeckungen machen.

Ich bedanke mich bei der Randomhouse-Verlagsgruppe und dem Penguin-Verlag für die kostenlose Übersendung des Buches.

Details zum Buch „Mein Jahr in den Bergen“:

Aus dem Italienischen von Barbara Sauser
Taschenbuch, 176 Seiten (inkl. ausführlicher Leseprobe „Acht Berge“)
ISBN: 978-3-328-10420-9
12,00 €
Verlag: Penguin

Weihnachten ist zwar gerade vorbei, aber für ein kleines Geschenk zwischendurch gut geeignet.

 

 

 

14 Gedanken zu “Einfaches Leben in den Bergen

  1. kurz gedacht, du wärest spontan umgezogen ;-D
    quer durch die botanik zu latschen, darauf kann auch nur ein salontiroler kommen – da hatte sein schutzengel wohl mächtig zu tun….
    ich hab gelernt, dass es einen unterschied gibt zwischen alleinsein und einsamkeit – letztere stellt sich (bei mir) eigentlich nur ein, wenn ich unter vielen oberflächlichen menschen bin. und alleinseinsein ist etwas wunderbares – man kann in ruhe denken und auch mal total abschalten – um dann erfrischt und gestärkt dem „leben“ gegenüberzutreten…..
    <3liche grüsse! xxxxxx

    1. Du hättest dem Herren bestimmt ein paar deutliche Worte mit auf den Weg gegeben. Ich denke noch daran, wie Du den Querdurchdenhanglatscher zusmmengefaltet hast 😉
      Man kann sogar in der Zweierbeziehung total einsam sein, obwohl man nebeneinander sitzt. So fühlte sich das am Ende meiner ersten Ehe an. Eiszeit.
      Lieben Drücker!

  2. das klingt äußerst vielversprechend, da werde ich neugierig wie dies ein anderer Autor empfindet wenn er solche Erfahrungen macht.
    Von der Stadt auf `s Land – ist nicht jedermanns Sache, dazu muss man in sein eigenes Inneres sehen können, die Stille lieben die anfänglich vielleicht erschreckt, sich selbst aushalten können, hach, dazu fällt mir vieles ein.
    summasumarum ich werd schauen ob ich `s irgendwo her kriege…ein danke von mir.
    lieben Gruß angelface

    1. Oh ja, sich selber aushalten ist nicht ganz einfach. Wenn man so ganz auf sich gestellt ist und auf sein eigenes Ich blickt – das ist nicht immer angenehm. 😉
      Liebe Grüße
      Karen

  3. Aaaaahhhhh….das wär genau meins! Das wünsche ich mir schon so lange und hoffe, dass ich es noch verwirklicht bekomme: weit, weit weg vom Getöse, mit meinen Tieren und HerrnHummel, zu leben. In Ruhe und Frieden. Ich brauche sehr wenig zum Leben, Menschenmassen schon mal gar nicht und den ganzen Zivilisationskram, den „man“ unbedingt haben sollte, ebenso wenig. Aber ich weiss, dass die Natur auch ihre Tücken hat und würde nie einfach so quer durch die Pampa losrennen. Hab mal auf der Alp erlebt was passiert, wenn man, nur etwa 500 Meter vom Haus weg, von Nebel überrascht wird, der dich kaum noch die Hand vor Augen erkennen lässt…….Ich ging Ewigkeiten im Kreis rum, hörte irgendwo meine Mutti rufen und konnte sie ums Verwürgen nicht finden. Diese Erfahrung hat sich tief in meine Erinnerung eingebrannt. Ich war, gelinde gesagt, ziemlich panisch und dachte, ich find unser Haus nie mehr. DAS war richtig unheimlich.
    Aber Alleinsein ist für mich überhaupt kein Problem. Ich brauch das sogar ganz dringend. Da gehts mir wie der Bahnwärterin.
    Ganz herzliche Grüsse!

    1. Ich habe mächtig Respekt vor den Bergen und dem Wetter dort. Deshalb käme ich nie auf die Idee, abseits der Weg mein Glück zu versuchen. Abgesehen davon, was man alles zertrampelt. Tja, Hummelchen, Ruhe und Frieden, das hätte ich auch gerne. Weit ab vom Schuss wäre schön, solange man fit ist. Aber ich bin da ganz ehrlich. Internet tät ich schon gerne haben wollen.
      Liebe Grüße
      Karen

  4. Hallo Karen,
    die Bahnwärterin hat es schon gesagt: der Unterschied zwischen „allein sein“ und „einsam sein“ ist gravierend. Man kann auch zwischen Menschenmassen einsam sein….
    Ich mag zwar Trubel, Menschenmengen und Lärm auch nicht so gerne, aber mich so ganz weg machen und nur und ausschließlich mit mir Beschäftigen – ich weiß nicht. Eher nicht. So ein wenig Ansprache ist ja dann doch ganz schön.
    Liebe Grüße,
    Krümel

  5. Liebe Karen,
    solche Bücher interessieren mich auch immer, die Berge sind für mich immer noch ein Sehnsuchtsort und das Leben in den Bergen ist für mich auch ein Traum, den ich gerne mal Leben würde. Nur kann ich mir einfach nicht, mal ein Jahr frei nehmen.
    Danke für die Vorstellung dieses Buches.
    Ich wünsche Dir noch eine tolle Restwoche.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

  6. Hallo Karen,

    danke für diese Buchvorstellung. Der Titel und deine Beschreibung hören sich sehr interessant an. Ich kann mir vorstellen, das Buch auch zu lesen.

    Die Berge sind ebenfalls mein Sehnsuchtsort und das macht mich neugierig auf das Buch.

    Viele Grüße von
    Tanja

  7. Liebe Karen,
    Berge sind eine großartige Erfindung. Wie du weißt, bin ich oft und gerne in ihnen unterwegs. Als Alpinkletterin ist mir der Dialog mit ihnen seit Jahrzehnten eine vertraute Liebe und dennoch immer wieder neu. Du bist doch auch so ein Naturmensch und weißt, was es mit einem Menschen macht, wenn man sie durchmessen darf.
    Hab ein schönes Wochenende und sei lieb gegrüßt
    Elisabeht

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