Kreativität ersetzt fehlende Mittel

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Heute habe ich mir quasi einen Gastautor eingeladen. Meinen Mann. Vor Kurzem noch ein absoluter Gegner von sozialen Medien hat er sich doch tatsächlich bei Facebook angemeldet, weil es dort eine Gruppe gibt, die sich mit seiner Heimatstadt in früheren Jahren beschäftigt. Dort werden herrliche Fotos aus früheren Zeiten gezeigt und oft wird gemeinsam geraten, wer abgebildet ist.
Mein Mann hat auch schon einige Fotos gescannt und mitgewirkt. Und weil ich das unten Gezeigte so Klasse finde, lasse ich ihn jetzt mal selber zu Wort kommen:
“Wir sind im Jahre 1979: Mein damaliger Kumpel aus unserer Straße (hieß auch Christian) und ich hatten uns in den Kopf gesetzt, ein Tandem zu bauen (es wurden sogar 2 Exemplare). Aber wie macht man das? Ohne Anleitung, aber mit Neugier und Erfindungsreichtum sind wir angefangen. Damals gab es noch den Straßensperrmüll und auf die alten ausgedienten Fahrräder hatten wir es abgesehen. Als wir dann 4 Rahmen zusammen hatten, sind wir in Papas Kellerwerkstatt ans Werk gegangen. Mit der Eisensäge haben wir zuerst das Steuerkopfrohr vom Hinterteil, dann vom Vorderteil die Hinterradaufhängung abgesägt und mit der Feile halbwegs passend gemacht (Flex hatten wir nicht). Aber wer schweißt uns das jetzt zusammen? Mein Vater konnte das, der war Klempner und hatte ein Autogenschweißgerät im Keller. Hat aber lange gebraucht, bis ich ihn soweit hatte. Die Rahmen haben wir plan auf 6 2df-Kalksandsteine gelegt und dann ging`s los. Alles an den Rädern ist vom Schrott bzw. Sperrmüll. Beim Feintuning hat uns Artur geholfen, denn schließlich musste ja noch das hintere Ritzel für den Kettenantrieb von vorne ausgedreht werden. Auch den hinteren Lenker hat uns Artur angeschweißt. Wir hatten riesigen Spaß und haben damit viele und lange Touren gemacht. Vielleicht erinnerst sich ja noch jemand daran. Auf dem oberen Bild kann man noch den roten VW Käfer meiner Schwester erkennen. Die fehlende Ecke oben an der Toschiplatte ist das Resultat von einem Sonntagsschuss mit meinem Lederball…”
 
Ist das nicht herrlich? Heute kriegen die meisten Kinder es kaum gebacken, eine Schraube einzudrehen, dafür sind sie auf der Smartphonetastatur echte Weltmeister.
Es hat sich in der Gruppe dann noch jemand gemeldet, der eines der beiden Räder später besessen hat und auch bei Artur das Handwerkliche gelernt hat. Vielleicht gäbe es auch heute noch den einen oder anderen wie Artur, der den Kindern etwas zeigen würde, wenn denn Interessenten dafür da wären…
Danke Christian, weitere Geschichten nehme ich gerne wieder als Gastbeitrag!

6 Gedanken zu “Kreativität ersetzt fehlende Mittel

  1. Schöne Geschichte. Ich kann mich so richtig hineinversetzen… 1979… lange isst es her und das Smartphone hat die Köpfe und damit die Welt verändert.Glück, Gesundheit und kreativen Reichtum für's neue Jahr!Grüße -Marita

  2. Liebe Karen,das war toll einen Post deines Gastes zu lesen. Ich werde Wolfgang geschwind erzählen, dass dein Ehemann Christian zu Gast bei Dir im Blog war. Ein Tandem hat mich schon immer fasziniert, obwohl ich noch nie gefahren bin. Schade, dass Jugendliche heute so wenig Interesse daran haben etwas selber zu bauen oder auch umbauen…Mein Mann handwerkelt jetzt auch. Ich hoffe, er wird darüber auch berichten. Liebe Karen und Christien, ich wünsche Euch beiden ein gesundes und kreatives kommendes Jahr 2017!Viele GrüßeLoretta

  3. ein toller Beitrag!so alte Fotos erwecken immer wieder mal Geschichten zum Leben, die unserer heutigen Jugend im TRaum nicht einfallen würden……bei uns auf dem Dorf ist es zwar noch nicht ganz so schlimm, aber irgendwie haben heutzutage die Kinder nur noch die blöden Smartphones im Sinn …. einen guten Rusch für dich und deine Lieben!!liebe GrüßeManu

  4. Sehr schön geworden ! Und toll, dass Ihr das hinbekommen habt ! Ich erinnere mich, dass ich soo gerne Tandem fahren wollte als Kind, aber ich hatte keine Gelegenheit. Hatte immer Stielaugen, wenn mal eins an mir vorüberfuhr :-).Liebe GrüßeBirgit

  5. Lieber Christian,Respekt, ein Tandem zu bauen, stelle ich mir nicht so einfach vor. Von den heutigen Jugendlichen würde das wohl kaum einer schaffen.Viele liebe GrüßeWolfgang

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