Allegria und die Pferde

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Achtung, das wird eine lange Geschichte!

Es liegt mir überhaupt nicht in den Genen aber ich hatte
das, was viele Mädchen haben: eine besondere Affinität zu Pferden.
Meine einzige Erinnerung an unsere erste Wohnung ist, wie
ich als Dreijährige immer fix unter die Gardine huschte, um auf der Straße
Pferdefuhrwerke zu betrachten, wenn ich Hufgeklapper hörte. Ja, das gab es  Anfang der 60-ger Jahre
tatsächlich noch vereinzelt, auch mitten in der Stadt.
Die nächste bleibende Erinnerung mit derartigen Einhufern
ist wohl von 1964. Wir besuchten meinen Opa in der damaligen DDR, der
wohnte in der Nähe der Wartburg. An der Wartburg gab es damals etwas, was es
heute noch gibt
Nämlich den  http://www.wartburg-eisenach.de/frame_st.htm
Eselritt zur Wartburg.
War zwar kein Pferd oder Pony aber ich war trotzdem
glücklich mit diesem Erlebnis.
Die mantraartig wiederholten Sätze „ich will ein Pferd, ich
will ein Pferd“ bzw. „ich will reiten, ich will reiten“ kennen andere Eltern
sicher auch zur Genüge. Meine machten mir aber ganz schnell klar, das es ganz
sicher kein eigenes Pferd für mich geben würde. Hätten wir uns auch gar nicht
leisten können, aber was weiß schon ein kleines Mädchen davon.
Nachdem ich über Jahre genügend herum gequengelt hatte,
wurde ich zum Longierunterricht im städtischen Reitverein angemeldet.
LONGIERUNTERRICHT! Ich bitte euch – ich wollte REITEN und nicht auf dem Pferd
turnen. Aber was will man machen, wenn es nichts anderes gibt, dann nimmt man
eben den Spatz in der Hand.
Nachdem ich mich genug im Kreis gedreht hatte samt
Vierbeiner, um so gelenkig zu sein, auch auf ein großes Pferd raufzukommen, gab
es tatsächlich eine Zehnerkarte für Reitstunden. Mein Glück war unfassbar groß!
Anfängerunterricht war immer am Montag und am Sonntag war
Stehtag. Bedeutet im Klartext, die Gäule hatten Bewegungsdrang, der den
Anfängerlein nicht immer angemessen war und es ging so manches Mal ein Pferd
durch oder ein bis mehrere Reiterlein zu Boden. Meiner  Mutter wurde auf der Zuschauertribüne immer
ganz anders und ihr Wille, mir weitere dieser Kamikazestunden zu finanzieren,
tendierte gegen Null.
Hinzu kam, im städtischen Reitverein kann ja nicht jeder
kommen und Reitstunden nehmen wollen, wo kämen wir denn da hin? Da kann man
höchstens mal eine Schnupperkarte erwerben um spätestens danach zahlendes
Vereinsmitglied zu werden. Die Finanzierung solch einer Vollmitgliedschaft
überstieg den finanziellen Spielraum und mir langte es dort auch, waren doch
die „Vollmitglieder“ ziemlich hochnäsig gegenüber den blöden Anfängern.
Ich ergriff selbst die Initiative. Mit dem Fahrrad radelte
ich durchs Bremer Blockland und durch die Kleingärten, stets auf Pferdesuche.
Im Bremer Blockland lockte ich die Bauerngäule auf der Weide an, hockte mich
aufs Gatter, und putzte diese Tiere. Eines Tages sah ich im Kleingartengebiet
eine Ponykutsche mit einem gescheckten Pony davor. Ich mit dem Rad hinterher um
zu schauen, wo das Gespann hingehört. Adresse gemerkt und tags darauf noch
einmal hin. Allen Mut zusammen genommen und gefragt, ob das Pony evtl. einen
Helfer oder vielleicht sogar Reiter benötigen würde. Die Freude war groß, ich
durfte zukünftig Paschas arg verdreckte Box ausmisten und zur Belohnung mit ihm
die Parzellenwege entlang reiten. Was war ich froh!!! Ich stattete meinen
Eltern auf der Parzelle mit Pascha einen Besuch ab und fühlt mich ganz als
stolze Reiterin. Dabei war es gar nicht einfach mit Pascha, er war zwar hübsch
aber stur und hartmäulig. Die Ära mit Pascha ging zu Ende, ich weiß gar nicht
mehr genau warum.
Im Urlaub taten mir meine Eltern einen Gefallen, wir fuhren einige
Jahre auf einen Ponyhof im hessischen Knüllwald, die Hartmühle. Eigentlich ein Bauernhof
mit Pensionsbetrieb und Pferdehaltung. Die Ferien dort waren immer sehr schön.
 

 

Auch im Urlaub auf Langeoog, eines der favorisierten
Reiseziele meiner Eltern, wurde gelegentlich ein Pferd gemietet.
Dann kam das in gewisser Weise mein Leben stark prägende
Jahr 1974! Auf dem Bremer Messegelände gab es früher jährlich die Ausstellung
HaFa (Hauswirtschaft und Familie, heute heißt die anders). Da ging man als
Bremer einfach hin. Auch auf dem Außengelände wurde so Einiges geboten und 1974
sogar etwas ganz Besonderes: ISLANDPFERDE!!!
Leider habe ich keine Fotos von der Veranstaltung aber ich
werde es nie vergessen. Da war mit Strohballen eine provisorische Reitbahn  auf dem Pflaster abgegrenzt worden, man
konnte sich gegen ein paar Mark ein Kärtchen zum Reiten lösen und ritt dann im
Kreis. Okay, das ist für eine Jugendliche jetzt nicht so der Bringer aber es
kam noch besser! Der Initiator der Geschichte, Franz Kasperczyk vom
Islandpferdehof Heiligenrode, machte mit einer kleinen Anzahl Reiter am Ende des
Messetages stets einen kleinen Ausritt in den Bürgerpark. Man ahnt es schon,
ich bot mich auch zur Mithilfe an und bekam solch einen Helferjob. Und ich
durfte mit in den Bürgerpark! Franz gab mir eines der guten Pferde, nämlich
Lettir, genannt Suscha, ein Rappschecke. Selber ritt er seinen Skjoni, den
sehen wir später noch.Edit, 16.1.2016: mein Reiterfreundin Sandra hat mir ein Foto zur Verfügung gestellt von der besagten Veranstaltung. Zu sehen ist sie und im Hintergrund ein HaFa-Zelt und die Bremer Stadthalle !

Islandpferde haben ein bis zwei Gangarten mehr zu bieten als
andere Pferde, nämlich noch den Tölt und den Rennpaß. Lettir konnte gut tölten
und Franz zeigte mir, wie ich als Reiter einwirken muss, damit das klappt. Es
klappte auf Anhieb und ich strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Wer das erste Mal
schön getöltet ist, der mag nicht wieder aufhören.

Ich war übrigens nicht das einzige Mädel, welches auf diese
Weise an Islandpferde und auf den Islandpferdehof in Heiligenrode geraten ist.
Fortan wurde der Hof für einige Jahre zu meiner zweiten Heimat. Es fuhr vom
Bremer Hauptbahnhof aus ein Linienbus dort hinaus, ein Auto hatten wir ja
nicht.
Bei Herrn Schubert (einem Reitlehrer für Großpferde) lernte
ich endlich richtig reiten und sitzen und genoss die regelmäßigen Reitstunden
einmal die Woche. Wie schön, das man auch in Heiligenrode Reiturlaub machen
konnte. Allerdings sind Reiterferien nicht eben günstig. Meine Eltern knapsten
sich das Geld für eine Woche Reiterferien für die Tochter ab und diese Woche
war mit das Schönste, was ich im Leben erlebt habe. Als ich abgeholt werden
sollte, habe ich Reißaus genommen und furchtbar geweint. Bedenkt, ich war fast
14 und kein kleines Kind mehr 😉 Unsere Nachbarin, eine recht vermögende Dame,
hatte meine Eltern gefahren zur Abholung und „erpresste“ meine Eltern: „Ich
bezahle eine Hälfte für die zweite Woche und sie geben die andere Hälfte dazu!“
Meine Eltern willigten notgedrungen ein und ich war selig.
Es ist immer noch 1974 😉
Und hier mal ein schönes Gruppenfoto, ich hoffe, die
gezeigten Reiterlein sind mir nicht böse, ich nenne jetzt auch keine Namen. Im
Facebook gibt es eine Gruppe, da kursiert dieses Foto sowieso.
Ich bin dort, wo der Pfeil hinzeigt, auf Franz‘ Skjoni, ein ganz tolles Pferd, welches
leider viel zu früh an einer Kolik einging. So haben wir morgens die Pferde von
der Weide am Kuhteichweg abgeholt. Wir marschierten dorthin, jeder nur mit
einer Trense bewaffnet und dann rauf auf den blanken Pferderücken, ohne Sattel
und Helm (so etwas trug man damals nicht) ritten wir dann fein eingereiht zum
Hof, damit die Pferde für den Reitferientag zur Verfügung standen.
Da ich bei den Reitkindern schon zu den Älteren gehörte,
konnte ich auch dort später einen Helferjob übernehmen und finanzierte die kommenden Ferien durch Mithilfe.
Diese Helferwochen wurden zum festen Bestandteil meiner
Jahresplanung und bleiben mir unvergessen! Herrliche, wenn auch anstrengende
Wochen.
Bevor es am Samstag für die Ferienkinder wieder nachhause
ging, gab es am Freitagabend immer eine Hofdisco. Da kamen auch die Jungs aus
dem Ort dazu, bei Reiterleins war naturgemäß Mädelsüberhang. Franz legte auf,
aber wir hörten nicht nur Truck-Stop. Hach, was war das immer aufregend.

 

Im Sommer 1979 ging die Herrlichkeit auf dem IPH für mich
leider zu Ende, ich begann mit der Banklehre in Bremen und brauchte fortan
meinen Urlaub zur Erholung. Aus die Maus, nichts mehr mit Reiten, stattdessen
Lernen, 2 Jahre Ausbildung sind ein sportliches Programm. Aber ich hatte einen
Plan! Wenn ich fertig wäre mit der Lehre, könnte ich mir auch die Haltung eines
eigenen Pferdes leisten, jawoll!! Ich sparte und sparte…mittlerweile hatte ich
die „Freizeit im Sattel“ abonniert mit allerlei Kleinanzeigen auch für
Pferdeverkäufe.
Ich fand eine Anzeige aus dem Raum Syke, nicht weit weg von
Bremen. 2 Islandpferde mit Zubehör zu verkaufen. Es waren eine Stute und ein Wallach,
ich wollte unbedingt einen Wallach. Eigentlich wollte ich aber nur den Sattel
kaufen um dann einen zu haben, wenn ich das passende Pferd gefunden hätte. Nun
wollte der Verkäufer aber nur Pferd und Sattel zusammen abgeben, was man ja
auch verstehen kann. Er kam mit dem Wallach, Hakon, damals nicht mehr ganz jung
sondern 13 Jahre alt, nicht klar, der war ihm zu temperamentvoll. Oh, da war
natürlich mein reiterlicher Ehrgeiz geweckt!! Dem zeige ich mal wie Reiten
geht…Okay, das war nur dort auf der Weide und klappte ganz gut, obwohl Hakon
wirklich ein heißer Ofen war.
 
 Ihr ahnt es, einige Tage später hatte ich Pferd und Sattel
gekauft und war stolz wie Bolle. Hakon wurde auf dem Reiterhof am Steller See
untergebracht, dort traf ich einige alte Bekannte aus der IPH-Zeit wieder, die
dort auch ihre Pferde hatten. Das war 2 Wochen nach dem Ende meiner Lehrzeit.
Kurz danach zog ich nach Groß-Mackenstedt. Das war schön für mich,
war ich doch dem Pferd dort näher.
Ich habe noch gar nichts von meinem Traum erwähnt, fällt
mir gerade auf. Mein Traum war ein richtiger Pferdehof, den ich selber führen
wollte, Pferde züchten und halten und natürlich auch dort wohnen. Am Besten
ein schönes großes Fachwerkhaus, reetgedeckt, die Weiden großzügig drumherum. Es
blieb beim Traum. Mein damaliger Freund und ich studierten die Immobilienanzeigen auf der Suche nach einer solchen Bleibe. Nichts zu finden. Ab und zu kamen wir auch
durch die Straße, in der ich heute wohne, dort war damals einseitig noch die halbe Straße unbebaut. Hier ein Häuschen, das wäre schön
…aber die Pferde hätten nicht dorthin gepasst.
Nicht viel später kam ein neues Pferd hinzu. Fenja, eine schöne Fuchsstute, als Jungpferd gekauft. Mit ihr wollte ich mal züchten, wenn ich einen Hof hätte…so so. Ein paar Jahre vergingen. Ich fand weiter keinen passenden Hof zum Kaufen aber einen hübschen Hengst, zu dem ich Fenja brachte.
Im Jahr 1990 wurde das erste eigene Fohlen erwartet, höchste Zeit für ein eigenes Stückchen Wiese. Am Bremer Weg gab es einen halben Hektar Pferdewiese nebst Holzschuppen, dorthin zogen Hakon, die hochtragende Fenja und Gráni, das Pferd meines damaligen Lebensgefährten. Wohl wissend, das auf Dauer die 5000m² nicht ausreichend wären, wurde weiter Ausschau gehalten nach Höfen. Sokki, mein erstes Fohlen kam zur Welt, was war ich stolz!
Hier seht ihr Fenja mit einem ihrer anderen Fohlen, Mànadis.
Noch etwas passierte im Jahr 1990, ich kaufte ein Baugrundstück in eben jener Straße, in der ich schon früher die noch vorhandenen Flächen bestaunt hatte. Im Frühjahr 1991 bezogen wir mein darauf fertiggestelltes Haus.
Über Mund-zu-Mund-Propaganda erfuhren wir zur gleichen Zeit von einem Resthof am Mittelweg, der allerdings ohne Wohnhaus verpachtet werden sollte.  Das war ja jetzt egal, wir hatten schon eine Bleibe, nun waren die Pferde dran. Ich unterschrieb den Pachtvertrag und war glücklich. Arbeitsreiche Zeiten am Hof begannen, daraus wurde dann der Dohlenhof.
Mit Stute und Fohlen zog ich im Fussmarsch an den Mittelweg um, das ersparte eine Verladeaktion, zumal der Weg quer durch die Wiesen ging. Der Traum vom Wohnen mit Pferd blieb zwar unerfüllt, es lagen aber nur 2 Kilometer dazwischen. Und so ist das Haus zwar ein normales Haus geworden aber doch auch ein Landhaus,
siehe Blogtitel 😉
 Ich sammelte eigene Pferde, bekam Einsteller und Fohlen dazu, bezahlte Lehrgeld, zog Konsequenzen und hatte ganz viel Freude an diesem gelebten Traum. Es waren 16 wundervolle wenn auch arbeitsreiche Jahre. An dieser Stelle danke ich allen meinen Mitstreitern vom Dohlenhof, ihr seid mir unvergessen!!! Mit vielen dieser Wegbegleitern bin ich heute auf Facebook verbunden, was mich sehr freut.
Als mir das Schicksal übel mitspielte, traf ich 2006 die Entscheidung, den Hof abzugeben. Er wird heute von Julia & Heiko (damals Einsteller bei mir) unter anderem Namen liebevoll weitergeführt.

20 Gedanken zu “Allegria und die Pferde

  1. Liebe Karen,mein Gott was für eine rührende Geschichte…Da hast du ja im Leben schon richtig viel erlebt:))))Und Pferdchen ohhhhh ich kann dir sagen ich liebe sie….Hatte mal mit Westernreiten angefangen und leider habe ich dann aufhören müssen weil der Stall meiner Freundin abbrannte….sie ging dann mit ihrem Pferd in einem anderen Stall was für mich leider zu weit war….Schade…Jaaaaa die liebe Wartburg, da waren wir als Kinder oft…Komm ich ja gebürtig auch aus der Gegend….Und wie endet die Geschichte:)))Wünsche dir ein schönes Wochenende!Ganz liebe GrüßeAnnett

  2. Oh nein, Karen, ich hab Gänsehaut…was für eine tolle Geschichte und die Fotos…mir ging es ähnlich als Kind…meine Eltern konnten sich auch dieses teure Hobby nur begrenzt leisten und so hab ich es ähnlich wie du getan und Stallarbeit geleistet, um ein paar runden auf dem Pferderücken drehen zu können! Ich möchte meine Zeit mit den Pferden auch nicht missen…und mein Traum war zwar kein Pferdehof, ist aber bis heute ein Bauernhof….mit Tieren und einem Fachwerkbau…schnief…das wird wohl nichts mehr…eigenwillige wunderbare Geschichte. Danke, dass du sie hier geteilt hast…und die Fotos sind so wunderbar…Lieben GrußIsa

  3. Liebe Karen,was für eine wunderschöne Geschichte… danke fürs teilhaben lassen ! Wie schön, dass der Traum doch noch wahr wurde, wenn auch mit 2 km zwischen Haus und Pferden. Es klingt trotzdem traumhaft. Liebe GrüßeBirgit

  4. Liebe Karen, das war ein spannendes Stück Lebensgeschichte. Der Anfang ähnelt ja ein bisserl der meinen – ich war auch chon als Kind Pferdenarrisch, durfte ebenfalls mal auf einem Esel reiten (und in manchem Uralub auch auf einem Haflinger), aber meine Eltern hatten kein Geld, um mir Reitunterricht zu finanzieren und wir lebten mitten in Wien, wo das auch nur schwer machbar war. Und hier ist dann auch schon wieder alles anders, denn mir fehlte deine Hartnäckigkeit, und so bin ich seither nicht mehr oft auf einem Pferd gesessen. Als wir dann am Land lebten und meine Tochter gerne reiten wollte, fanden wir einen Reitstall, in dem sie eine Weile Reit- und Spring-Unterricht bekam. ABer dann wurde es ihr zu viel – Schule plus Reitunterricht und offenbar auch irgendwelche Zwiste mit den anderen Mädels, jedenfalls wollte sie von einem Tag auf den nächsten nicht mehr… und das wars dann. Ich denke, am intensivsten lebt man seinen Traum wohl, wenn man ihn sich hart erkämpft hat, so wie du!Danke auch fürs Verlinken deiner Beiträge bei ANL – ich freue mich schon auf weitere Beiträge von dir!Alles Liebe und herzliche Rostrosengrüßevon der Traudehttp://rostrose.blogspot.co.at/2016/01/a-new-life-1-ich-habe-genug.html

  5. Was für eine Story, Karen. Das hat mich doch mehr bewegt als ich dachte, selbst wenn wir uns noch nie im wirklichen Leben gegnet sind. Ein guter Bekannter von mir (langjähriger Freund der Familie) hat ebenfalls eine Pferde-Ranch hier in Gillenfeld. Zusammen mit Frau und Töchtern wird der Betrieb geführt und er hat ständig haarsträubende Geschichten davon zu erzählen. Kranke Tiere, die eingestellt werden und den Bestand gefährden, eigenwillige Einsteller, die ihnen das Leben schwer machen und Aufkäufe von anderen Höfen, die die Tiere schon zum Schlachter transportieren… Jetzt schwebt die Scheidung über ihnen und wer weiß, wie es mit der Ranch dann weitergeht. Auch hier steht ein Lebentraum vor einem möglichen Ende.Es freut mich aber trotzdem für dich, dass du ihn zumindest so viele Jahre leben konntest. Das ist vermutlich kein Trost, aber doch weit mehr als manche Menschen von sich behaupten können.Ganz liebe Grüße und fühl dich ganz doll von mir gedrückt!Solveig

  6. Liebe Solveig, eins ist mal klar, ganz alleine kann man so ein Ding nicht wuppen. Und mein erster Mann hatte schnell das Interesse verloren, als die Arbeit überhand nahm. Die Trennung folgte, ich bin aber ein gutes Teil mit Schuld, weil ich nur noch für die Pferde gelebt habe. Dann hatte ich einen Lebensgefährten, der war zwar kein Reiter, hat aber zumindest nach Anweisung von mir mitgeholfen. Er verstarb dann überraschend, das war der Moment, wo ich endlich wagte, an den Ausstieg zu denken. Denn was ist, wenn Du krank bist und nicht aus dem Bett kommst? Die Pferde wollen trotzdem gefüttert werden. Heute bin ich ziemlich froh, das dieser Lebensabschnitt erfolgreich abgeschlossen ist. Ich habe nämlich auch noch andere Dinge im Leben, die ich gerne mache und das war bis dahin nicht möglich :-)Ich drück Dich auch für Deine lieben Worte, KarenPS: dieser Kommi möge allen anderen Schreibern auch ein bisschen Licht ins Dunkel bringen, ich danke Euch allen für Eure sehr persönlichen Kommentare!

  7. Liebe Karen ,ach wie schön! Ich hatte als Kind auch einen Isländer. Nun züchte ich Haflingerpferde und gebe Reitunterricht für Kinder. Es war auch immer ein großer Traum von mir einen Pferdehof zu führen. Schade, dass du deinen Hof nicht mehr hast.Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,Christine

  8. Liebe Karen, eine spannende Geschichte wie zielstrebig du deinen Lebenstraum verwirklicht hast. Ich kann mich auch an Zeiten meiner Kindheit erinnern, als wir sonntags zu einem Ponyhof fuhren und dort für ne Stunde Ponys ausliehen, um über die Flurbereinigungswege in der Bauernschaft zu laufen ;-)…meine Eltern führten die oftmals störrischen Tiere und meine Schwester und ich saßen oben drauf…aber zu bezahltem Reitunterricht fehlte damals auch das nötige Kleingeld.LG Marita

  9. Ach liebe Karen… vielen, vielen Dank für diesen zauberhaften Post. Ich fühlte mich sofort hineinversetzt! Du hast ein wahres Geschenk erleben dürfen… nicht jeder weiß war er liebt und machen möchte im Leben. mag spürt wie sehr du dabei aufgehst! Das ist etwas ganz Besonderes… etwas was dir immer erhalten bleibt! Ich drück dich ganz Lieb deine Gina

  10. Was für eine Geschichte, liebe Karen!

    Hier bin ich nun auf der Suche nach Deinen Zeilen zu Facebook gelandet. 😉
    An das Hufgeklapper kann ich mich aus meiner Kindheit auch noch erinnern., Bei uns waren es hauptsächlich Brauerei-Pferde.

    Interessante Geschichte, hätte ich jetzt nicht gedacht von Dir! 🙂
    Ich mochte Pferde auch immer gern, allerdings nicht unbedingt zum Reiten. Sie waren mir auch nicht immer so ganz geheuer. Meine Mutter hatte in der Kindheit auch mal ein negatives Erlebnis mit ihnen. Ich erinnere mich auch noch mit Schrecken an einen eineinhalbstündigen Ausritt in Spanien, wo ich das Gefühl hatte, ständig vom Pferd zu fallen. Also Reiten ist nicht so wirklich meins. Abgesehen davon, dass ich da nicht passend gekleidet war. 😉
    Aber Pferde mag ich ansonsten sehr und halte immer an, wenn ich welche sehe. Zu eigenen Pferden hätte es mich allerdings nie gezogen. Dafür braucht man sehr viel Zeit, wie überhaupt für Haustiere. Und dann die Stallarbeit, das wäre nichts für mich gewesen.

    Alles hat seine Zeit. Und wie ich den Kommentaren entnehme, kannst Du dafür heute anderen Interessen nachgehen und trauerst diesem Lebensabschnitt auch nicht mehr nach.

    Ein schönes Wochenende wünsche ich Dir!
    Liebe Grüße
    Sara

  11. eine tolle Geschichte! und ereignisreich noch dazu!
    ich weiß auch nicht, aber das Thema Pferd und reiten war in der damaligen DDR nicht so ausgeprägt – ich kannte zumindest in meinem Freundeskreis kein Mädchen, dass reiten ging, geschweige denn ein eigenes Pferd hatte.
    und soll ich dir mal was sagen – der große Sohn vom Liebsten hat 2 Pferde (schon seit etlichen Jahren) und ich saß noch nicht ein einziges Mal drauf 🙂
    ich habe aber auch einen Heidenrespekt vor den beiden Mädels – eine eine ausgewachsene sächsische Kaltblutstute und ihre inzwischen 4-jährige Tochter….
    es ist toll, seinen Traum leben zu können – ich träume von einem Selbstversorgerleben – Ziegen und Schafe haben wir schon fehlen noch Hühner und eine Kuh – aber mit der Kuh könnte ich wahrscheinlich gemeinsam ausziehen – da streikt der Liebste (wahrscheinlich zu Recht) 🙂
    liebe Grüße
    Manu

  12. Mensch, Klasse! Ich hab’ damals auch den IPH auf der HaFa entdeckt. Und dann zuhause geplagt, bis meine Eltern nachgegeben haben. Um regelmässig hinzukommen, war’s ein bisschen zu weit weg, leider, aber die Ferien konnte man ja gut dort verbringen. Was ich denn auch etliche Jahre hindurch tat.
    An Suscha kann ich mich noch sehr gut erinnern. Hiess der nicht Hermann, der auf ihm immer die Ausritte leitete? Meine erste grosse Liebe war Svigni, Dunkelfuchs. Dann war da Stjarni, auf dem keiner im Trab aussitzen konnte. Auf dem bin ich Zweite geworden beim Damensitz-ohne-Sattel-Wettkampf, ha! Aber ich ritt damals sowieso konsequent ohne Sattel, auch zeitweilig mit Sondergenehmigung, sozusagen, als es mal, aus Sicherheitsgründen, verboten worden war. Ich war es also gewohnt. Dann kamen Vinda und Gaefa. Bei der Letzteren durfte ich beim Zureiten helfen, und als sie verkauft wurde, hab’ ich Rotz und Wasser geheult. Ja, und zuletzt war da Kria, ganz frisch aus Island importiert. Da hatte ich meine Eltern fast dazu gekriegt, sie mir zu kaufen. Aber eben leider nur fast.
    Der Zufall wollte es dann, dass ich zuhause im Verein, wo ich bislang auf Ponies und Kleinpferde spezialisiert gewesen war, einen Trakehner, dessen Besitzer selbst unter der Woche keine Zeit hatte, zum Reiten angeboten bekam. Da war es um mich geschehen, die IPH-Ära war für mich beendet, die Trakehner- und etwas später auch Vollblut-Ära begann. Aber als ich dann reiterlich bei Bent (Branderup) landete, waren die Isländer plötzlich auch wieder da.
    Alles in Allem, wundershön mal von jemandem zu hören, der da auch im Reiterstübchen an der Theke gehangen hat, mit so vielen Lakritzstangen (mein absoluter Favorit, die gefüllten Lakritzstangen), wie der Magen verträgt… Und sooo schöne Fotos, da werden wirklich die Erinnerungen wach. 🙂
    Liebe Grüsse aus Dänemark
    Marian

    1. Hallo Marian,
      das ist ja eine wunderbare Überraschung! Ob wir uns jemals in den Ferien dort begegnet sind? Ja, das war Hermann, der Suscha/Lettir meistens ritt. Den harten Stjarni hat später Glenn Kessner bekommen, heute Richter im Islandpferdesport. Immer wurden die Pferde verkauft, die man gerade liebgewonnen hatte. Viele Tränen habe ich deshalb vergossen. Kria war aber auch eine besonders Hübsche! Ein Apfelschimmel wie aus dem Bilderbuch. 1979 gab’s bei mir dann den Abschied, weil für mich das Arbeitsleben begann. 2 Jahre später war ich stolze Islandpferdebesitzerin und bin es bis 2009 durchgängig geblieben.
      Liebe Grüße aus Stuhr, ganz aus der Nähe des IPH
      Karnm

  13. Und noch eine kleine Anekdote: Franz ritt ja auch manchmal mit uns aus, auf Gaukur. Da sass ich mal auf Vinda, die es immer etwas eilig hatte, weshalb wir oft ganz vorn plaziert wurden, diesmal gleich hinter Franz auf seinem Gaukur, und sah wohl etwas blass um die Nase herum aus. Jedenfalls kam es dann ganz trocken von Franz: “Keine Angst, von vorn kann er nicht.” 😀

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