Nicht völlig auf meiner Linie, der Herr Davis

Dr. med. William Davis hat schon mehrere Bücher zum Thema Weizenverzicht geschrieben.
Nun ist was Neues von ihm auf dem deutschen Markt:

Weizenwampe-Detox – Der 10-Tage-Einsteigerplan*

Die bisherigen Weizenwampe-Bücher habe ich nicht gelesen, da mir bereits bekannt war, das Weizen heutzutage nicht unbedingt förderlich für die Gesundheit ist. Dieses Buch interessierte mich, weil ich mich fragte, was es da wohl zu entgiften gäbe. Detox ist mir echt zu neudeutsch. Man lässt Weizen weg und fertig – dachte ich.
Bevor es richtig losgeht, stimme ich dem Satz – Für alle Leser, denen inzwischen klar ist, dass Gesundheit mit persönlichem Einsatz beginnt, nicht mit Ärzten, Medikamenten oder dem “Gesundheitssystem” – noch zu 100% zu.

In der Einleitung verheißt uns Dr. Davis ein neues Leben ohne Bauchfett und Zipperlein, wenn wir denn seinen 10-Tage-Plan mitmachen würden. Seine Art der Entgiftung soll uns Entzugssymptome wie beim Drogenentzug bescheren. Er lässt auch sofort die Katze aus dem Sack, wir sollen nämlich auf JEGLICHES Getreide verzichten.Sind wir alle Junkies?

Getreide erzeugt Opiate.
Getreide löst Entzündungs- und Autoimmunprozesse aus.
Getreide enthält einen ganzen Giftcocktail.
Der 10-Tage-Einsteigerplan wird mein Leben verändern – Das glaube ich aufs Wort, wenn ich auf jegliches Getreide verzichten soll und ständig mit der Lupe über den Inhaltsstoffen hänge.
Wir sollen vollständig auf Getreide verzichten, unverfälschte Lebensmittel konsumieren und die Kohlenhydrate im Blick behalten  – den letzten beiden Aussagen stimme ich zu.
Es geht um vollständigen Verzicht, auch ausnahmsweise ist Getreidekonsum nicht mehr erlaubt – ich sag doch, Junkies.
Der Autor schickt neben Weizen auch Bulgur, Gerstenprodukte, Roggenprodukte, Haferprodukte, Maisprodukte, Reis, Amaranth, Hirse, Teff und Sorghum in die Verbannung.
Amaranth ist doch nur ein Pseudogetreide und gehört zu den Fuchsschwanzgewächsen? Nun bin ich einigermaßen verwirrt.
Natürlich kann man sein Gewicht besser im Zaum halten, wenn man sich beim Verzehr von Getreideprodukten mäßigt. In bestimmten Formen und zu bestimmten Tageszeiten sind sie für mich aber durchaus erlaubt und gewollt.
Ich leide nicht unter Zöliakie, von daher bin ich nicht gezwungen, auf Getreide zu verzichten.

Außer dem Rundumschlag gegen jegliches Getreide hat der Autor aber durchaus viele gute Ansätze in Richtung gesunder Ernährung. Der Rezeptteil gefällt mir sehr gut, da passt vieles auch in meine Ernährungswelt. Sogar Kokosöl wird verwendet, sehr löblich!Auch der Spiralschneider für Gemüsenudeln findet Erwähnung. Das passt prima zu meiner nächsten Buchvorstellung und dem bisher unbenutzten Spiralschneider in unserer Küche 😉

Das Taschenbuch erschien im Goldmann Verlag und bringt es auf 336 Seiten. Es hätte erheblich dünner ausfallen können, wenn der Autor die vielen Wiederholungen seiner Aussagen unterlassen hätte. Man liest etwas und 4 Seiten später denkt man, ob man versehentlich zurückgeblättert hat? Manches begegnet Einem auch ein drittes Mal. Ich lese zwar manches Buch mehrmals aber ich brauche keine ständigen Wiederholungen. Die machen nur Sinn als hervorgehobene wichtigen Fakten z.B. in Form eines Merkzettels oder farblich unterlegt.

Wegen der Komplettverteufelung jeglichen Getreides, der Entzugserscheinungsbehauptung und der zahlreichen Wiederholungen wollte ich das Buch zunächst sofort weiterreichen. Der brauchbare Rezeptteil hat mich besänftigt, es darf bleiben. Für Menschen mit Zöliakie, denen ihre Problematik gerade frisch daherkommt gebe ich eine unbedingte Kaufempfehlung! Da entdecken Sie, das Getreide in Dingen steckt, bei denen Sie es nicht vermutet hätten. Zum Beispiel oft in Whiskey. Chears!
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7 Gedanken zu “Nicht völlig auf meiner Linie, der Herr Davis

  1. Sehr interessant! Ich mag mich diesem neuen Hype "weg mit der Weizenwampe" nicht anschließen, das Wissen um den Verzehr des Weizens oder nicht reicht mir… bin für alles in Maßen und ausgewogenen Ernährung, möglichst frisch, gesund, regional und keine Erdbeeren im Winter…Danke fürs Zeigen.LG Marita

    1. Die Dosis macht das Gift heisst es doch so treffend. Wenn die eigene Ernährung die Ausgewogenheit vermissen lässt, nützt es auch nichts, auf Getreide zu verzichten. Frisch und möglichst unverbastelt ist genau das richtige Rezept.LG Karen

  2. und in korn :-Dalles eine frage der dosis – und was für den einen prima ist kann für den anderem zum gift werden – oder eben zu anderen zeiten für den selben menschen…..ich stelle auch fest dass mir mein selbstgebackenes aus bio-weizenmehl bekommt – und das von ausgesuchten bäckern. aber letztens aus verzweiflung&zeitmangel gewöhnliche aufbackbrötchen verzehrt – aua.ach ja – und es gibt kein richtiges leben im falschen. wenn wir hier hier schon grosse geister zitieren….. :-)xxxxx

    1. Wir haben gleich um die Ecke bei der Arbeit noch einen Bäcker, bei dem wie in meiner Kindheit gebacken wird. Da sind 5 Bäckereiketten drumherum und trotzdem ist die Bude dort voll mit Menschen, die bewusst das traditionell hergestellte Brot kaufen wollen. Ich fürchte nur, wenn die Inhaberin nicht mehr ist, wird der Laden dicht gemacht. Ich kaufe Kaffee und Brot dort. Trotzdem gibt es abends zumindest für mich kein Brot mehr. Der Mann kann sich eine halben Laib reinzwiebeln ohne anzusetzen. Der ist auch ein paar Jahre jünger als ich, seufz…LG Karen

  3. Hallo du Liebe,heutzutage wird mir viel zu schnell etws "gehypt" oder verteufelt – nicht NUR in Sachen Ernährung, aber eben AUCH. Meiner Meinung nach geht es da zumeist um Geschäftemacherei. Getreide hat Menschen jahrtausendelang ernährt, jetzt ist es plötzlich falsch? Nää. Glaub ich nicht. Wenn man sich immer nur Fastfoodburger, Donuts oder Discountersemmeln in die Figur wirft, tut das der Gesundheit sicherlich nicht gut, aber Hafer, Hirse & Co. enthalten so viele wichtige Mineral- und Ballaststoffe – ich denk mir halt, der Herr Davis hat auch schon gemerkt, dass Geld nicht stinkt und dass man mit Provokation, Heilsversprechungen und krausen Theorien einiges verdienen kann…Herzliche rostrosige Grüße, Traudehttp://rostrose.blogspot.co.at/2017/01/russisches-wintermarchen-teil-2.html

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