Ein Sammlergarten in Ostwestfalen – eine Buchvorstellung

Als ich im Internet dieses Titelfoto sah, wusste ich, das Buch ist ganz nach meinem Geschmack. Vor allem die Entstehungsgeschichte, die der Untertitel verheißt,
lockte mich:

Der Traum vom englischen Garten auf dem Lande – Wie aus dem Nichts ein Paradies geschaffen wurde,

von Oliver Kipp und Karsten Brakemeier, erschienen im April 2016 bei DVA.

Die beiden Autoren haben über 15 Jahre hinweg auf einem Hektar ehemaliger Pferdeweide in Ostwestfalen ihr persönliches Gartenparadies erschaffen. Die vielen schönen Fotos stammen von Sibylle Pietrek, deren Blog „Gartenblick“ ich mal ausführlich besuchen werde. Der Text wird von vielen großen und kleinen, zu Kapitelbeginn jeweils doppelseitigen Fotos passend begleitet.

Der Inhalt gliedert sich in 9 große Kapitel mit jeweils mehreren Unterkapiteln. Mein liebstes Kapitel ist „Im Waldgarten“, auch wenn ich mangels geeigneter Fläche so etwas Schönes nie haben werde.

Der Schreibstil

ist eine kleine Herausforderung an die Aufnahme- und Merkfähigkeit des Lesers. Unheimlich viele Informationen sind kleinteilig im Text verborgen. Es kommt eine Pflanzenidee nach der anderen zur Sprache.
Wohltuend sind da die kleinen Extrafelder. Hellviolett unterlegt gibt es Tipps der Autoren, z.B. „Laub sinnvoll verwenden“ oder auf hellrosa „Lieblingspflanzen“, z.B. Fuchsien.

Die Autoren

haben in ihrem Paradies eine unglaubliche Pflanzenvielfalt versammelt. Hier werden nicht nur Gehölze gesammelt, z.B. alle Arten der Eiche, sondern auch viele Exoten. Man muß als Gärtner auch mal was wagen und einkalkulieren, das klimatisch bedingt doch irgendwann Verluste eintreten. Mein Ding wäre das nicht. Viel Zeit für die Anbringung von Winterschutz zu investieren und Einlagerungsplätze hätte ich auch nicht. Aber jeder wie er mag und kann. Meine Hochachtung für die Autoren, ihren Mut und ihre Eigenleistung!

Nun zu den Dingen, die mir weniger gefallen.

Der Titel

des Buches sollte besser „Ein Sammlergarten in Ostwestfalen“ heißen, englisch mutet das für mich nicht an. Meine Erwartungen an den Untertitel werden leider nicht erfüllt. Im Text ist wohl Einiges zur Entstehungsgeschichte verborgen, eine Zeitreise sieht anders aus. Leider sind auch nur wenige Fotos aus den Anfangszeiten oder den Zwischenstadien enthalten. Gerade das wäre mir wichtig gewesen.

Der Schreibstil ist extrem selbstbewusst und etwas selbstherrlich. So sehr, das es manchmal etwas abfällig gegenüber anderen Gartenkonzepten klingt. Ein weißer Garten ist quasi ein No Go, gleichwohl stolziert im eigenen Garten stolziert ein weißer Pfau herum. Ein für mich kitschig anmutender großer steinerner Windhund liegt auf der Lauer (siehe Foto oben). Wie gut, das die Geschmäcker verschieden sind.
Es gibt durchaus sehr sympathische Passagen. So werden den Gartenvögeln im Herbst Äpfel überlassen zur Versorgung und die Autoren sehen im Garten eine Leihgabe der Natur. Auch die Misserfolge und Rückschläge werden nicht verschwiegen.

Die Fotos

sind toll, keine Frage. Leider kommen viele mir ein wenig überbelichtet vor, wie man am Foto unten erkennen kann. Das mag der sehr matten Druckaufbereitung geschuldet sein, an der Fotografin liegt es eher nicht.

Trotzdem vergebe ich 3 Sterne, weil mich Gartenentwicklungsgeschichten in ihren Bann ziehen und mir viele Informationen geliefert werden. Für die tollen Fotos geht mein Kompliment an Sibylle Pietrek!

Nach dieser Beurteilung lese ich das Buch ein zweites Mal mit Notizzettel auf den Knieen, um mir Pflanzennamen zu notieren und auf hiesige Umsetzbarkeit und Eignung zu überprüfen.

Wer gerne in anderer Leute Gärten guckt, sollte dieses Buch ruhig kaufen, er weiß ja nun, was ihn erwartet.

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12 Gedanken zu “Ein Sammlergarten in Ostwestfalen – eine Buchvorstellung

  1. Liebe Karen,dieses Buch würde mir wohl gefallen. Eine Enstehungsgeschichte ist immer lesenswert. Wir haben Deinen Blog übrigens in unsere Blogliste aufgenommen, meine Frau hat sogar darauf bestanden;-).Viele liebe GrüßeWolfgang

  2. Hallo Karenda mich solche Bücher auch magnetisch anziehen habe ich deine ehrlichen Zeilen aufmerksam gelesen. Falls ich das Buch mal in die Hände bekomme werde ich dieses sicher durchblättern um mir selbst ein Bild davon zu machen.Liebe Grüsse Eveline

  3. Ich finde es sehr gut, dass du das Buch so kritisch vorstellst. Ein Grund für mich, es nicht zu kaufen. Selbstherrlichkeit geht für mich gar nicht. Und weiße Windhunde sowieso nicht. Ich bin gespannt auf dein nächstes Buch!Sigrun

  4. Ach Karen, jetzt habe ich zwei Häuser und bei beiden ist so gut wie kein Garten dran. Da kann aus dem Nichts auch vermutlich nicht viel werden, noch ist nicht aller Tage und aller Ideen Abend. Hab das Buch auch und selbst wenn mir die selbstherrliche Beweihräucherung der Autoren ebenfalls missfällt – die Bilder sind mir tatsächlich wichtiger und das "Wie haben sie ein Problem umgesetzt". Vielleicht beweihräuchern wir uns ja im Gegenzug einfach auch ein wenig, machen Bildchen mit Super-Ich-Text und schicken es denen per Mail zum Anschauen… oder wir lassen´s, schauen uns deren Bildchen an und genießen, was wir selber geschaffen haben.Liebe Grüße von mir!Solveig

  5. Hallo Karen,ich musste grad schmunzeln, denn ich hatte beim Lesen des Buches durchaus ein paar ähnliche Gedanken wie Du über den Tonfall. Schade eigentlich, denn die Quintessenz des Buches ist interessant. Die Bilder von Sibylle Pietrek sind toll – ich kenne sie auch über den Blog und bin immer gerne dort. Viele Grüße von Renate

    1. Hallo Renate,hatte Deine Beurteilung wohl gesehen. Die war ja sehr milde. Aber ich bin da ehrlich. Die Geschichte an sich und die Fotos reißen es raus. Autoren wie Lucenz & Bender sind mir deutlich sympathischer :-)LG von Karen

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