Wohnfarbwelten aus Great Britain

Vielen, die sich mit der farblichen Gestaltung ihrer Wohnräume befassen, dürfte der Name des renommierten Farbherstellers Farrow & Ball schon einmal über den Weg gelaufen sein. Wer sich mit der erschlagenden Vielfalt dieser wirklich hochwertigen Farben überfordert fühlt, möchte vielleicht Empfehlungen zur Auswahl oder Verwendung haben. Seit September 2016 gibt es aus dem Callwey-Verlag ein passendes Buch, nämlich
Stilvoll wohnen mit Farbe*
von Joa Studholme / Charlotte Cosby
(das Cover-Foto wurde mir vom Callwey-Verlag zur Verfügung gestellt)
Im englischen Original heißt das Buch „How to decorate“. Es beschäftigt sich ausschließlich mit den Farben des Herstellers Farrow & Ball und beim Nachschlagen habe ich festgestellt, das es etwas Ähnliches schon einmal für den deutschen Markt gab.

Da ich bei der Sanierung unseres WCs bereits Farbe des Herstellers an Wänden und auf Holz verwendet habe und mich nun mutig an die weiteren Wohnräume wagen möchte, kam mir die Unterstützung durch dieses Buch sehr gelegen.

(Foto Karen Heyer, etwas aufgehelltes Chapell Green an den Wänden und Teresas Green für den Waschtisch)

Die Unterteilung in 3 große Hauptkapitel „Die ersten Schritte“, „Das Handbuch“ und
„Der Leitfaden“ ist schlüssig.

Auf Seite 9 der Einführung heißt es begleitet von einem passendem Foto, sattes Chinese Blue lässt antike Möbel  und Portraits in bestem Licht erscheinen. Ja, diesen Effekt können wir bestätigen, haben wir doch im Treppenflur eine Stirnseite in dem noch kräftigerem Stiffkey Blue gestrichen.

(Foto Karen Heyer, Wand Stiffkey Blue Modern Emulsion und Regal Borrowed Light mit silber verfeinert)

Die Bezeichnungen der Farben des Herstellers sind oft ungewöhnlich aber stets wohl überlegt. Schon mal von Elephants Breath oder Dead Salmon gehört? Meine Phantasie geht jedenfalls beim Lesen der Farbnamen auf die Reise.
Einleitend in „Die ersten Schritte“ werden architektonische Merkmale eines Hauses von innen und außen skizziert und benannt. Da merkt man die Herkunft, schon sehr englisch. Kragsteine findet man hier heute wohl nur noch an schönen Altbauten.

Das, was innenarchitektonisch oft empfohlen wird, kommt hier auch zur Sprache. Stellen Sie vor der Umgestaltung Moodboards mit Farben, Stoffen und Fotos zusammen, wenn Sie finden, ja, das ist ganz Meins! Dann haben Sie zumindest schon mal eine Richtung, in die es gehen könnte. Manchmal entwickelt sich die Farbgestaltung aber auch aus einem einzelnen vorhandenen Detail heraus.Kleine Räume sind wie hübsche Schmuckkästchen, prächtige Farben lassen sie aufleben. Diese Aussage lässt einen überlegen, ob die übliche Praxis, kleine Räume einfach nur möglichst hell zu gestalten, der richtige Weg ist. Außerdem solle man vor dem Neuanstrich den architektonischen Gegebenheiten eines Raumes Aufmerksamkeit schenken. Je nach Farbwahl lässt sich dann eine völlig unterschiedliche Wirkung erzielen. Zuviel Kontrast kann unruhig wirken und ein Zimmer verkleinern.

Was mache ich bei offenem, ineinander übergehenden Wohnraum, wie wir ihn haben? Auch darauf gibt es Antworten, die mit einer verwirrenden Vielfalt an Fotos unterlegt werden. Nach manchem Kapitel weiß man echt gar nicht mehr, was man schön finden soll.

Eine Möglichkeit, die mich überzeugt hat, ist, einen kleinen dunklen Eingangsflur nicht ganz hell zu streichen, sondern ihm stattdessen mit einer glamourös dunklen Farbe richtiges Gewicht zu verleihen und neben ihm alle Räume, in die man von dort aus gelangt, groß und hell erscheinen zu lassen.

Zu allen Grundfarbtönen werden Fotos der Nuancen in der praktischen Verwendung gezeigt. Und bevor Sie dann richtig loslegen, fertigen Sie bitte mit Hilfe von Probedöschen nicht zu klein geratene Musterstücke auf Papier oder Karton an (macht Spaß, habe ich gerade hinter mir) und kleben diese mit Malerkrepp an Wände und Möbel, um sie mehrere Tage bei verschiedenen Lichtverhältnissen auf sich wirken zu lassen. Auf diese Weise sind bei mir schon viele bisherige Favoriten aus der engeren Wahl für das jeweilige Projekt gefallen!

Wer hätte gedacht, das dunkle Töne gerade für lichtarme Räume als geeignet betrachtet werden! Sie lassen dort Grenzen verschwimmen und überspielen die Proportionen. Auch für offene Grundrisse wird der Einsatz empfohlen (merken für die eigene Planung).
Wie der Zufall es will, habe ich gerade einen großen Eimer des umwerfend schönen kohleartig anmutenden Down Pipe erstanden, mit dem allerdings vorrangig Holz behandelt werden soll.
Bei den Neutraltönen bin ich nur mit der Farbkarte bewaffnet bisher etwas überfordert gewesen, hier gibt das Buch hilfreiche Einteilungen an die Hand.

Das Handbuch beginnt mit einer textlich verwirrenden Übersicht „Welches Weiss?“. Zu jedem Farbton wird der passende Weißton genannt. So ist zu meinem geliebten Down Pipe Dimpse aufgeführt. Aha.  Ich werde für mich selbst beurteilen, ob das auch meine Wahl gewesen wäre oder ob ich andere Kombinationen vorziehe.Rhythmus wird im Haus erzeugt mit Wiederholungen durch Verwendung der Wandfarbe eines Raumes für Holz oder Akzente eines anderen Raumes.

Ganz praktisch auch der Tipp, nicht einfach ein strahlendes Deckenweiß zu verwenden, sondern 25% der Wandfarbe unterzumischen.Persönlich interessierte mich dann noch das Kapitel über Außenräume. Draußen darf man ruhig kräftigere Farbtöne als drinnen wählen, weil die Lichtverhältnis ganz anders sind.

Fazit zum Buch:

Das dicke Buch ist hochwertig und üppig bebildert. Leider ist es eine einzige Lobpreisung der Farrow &Ball-Farben und insgesamt wirkt es wie ein teurer Glamourkatalog dieses Herstellers. Und es erschlägt mit seiner Fotovielfalt, gibt keine klare Linie an die Hand. Dennoch habe ich mir viele Tipps herausgeschrieben, die ich persönlich überzeugend fand. Ein schönes Coffeetable-Exemplar gibt es auf jeden Fall ab.
Schön wäre es gewesen, wenn dem Buch die hochwertige Farbkarte von Farrow & Ball beigelegen hätte, damit der Leser sich gleich besser orientieren kann. So rate ich jedem F&B-Neuling, sich auf jeden Fall die Farbkarte zu bestellen. Die gibt es kostenlos übers Internet. Ohne die Farbkarte bleibt der Leser nach einigen Seiten recht hilflos auf der Strecke und weiß vor lauter Farbvorschlägen schon gar nicht mehr, wo ihm der Kopf steht.
Viele Inhalte des Buches zur Verwendung der einzelnen Farbsorten kann man auf Lieferantenhomepages nachlesen und sich einen ersten Eindruck verschaffen. Außerdem rate ich zu einem Besuch bei Pinterest und der dortigen Eingabe der Farbtöne. So bin ich persönlich auch zu Down Pipe und Stiffkey Blue gekommen. Mit der Farbkarte in der Hand hangeln Sie sich zu tollen Fotos ihrer „Lieblinge“ und müssen nicht alle anderen Farbtöne mit durchackern.   🙂
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12 Gedanken zu “Wohnfarbwelten aus Great Britain

  1. ich liebe ja diese farbigen wände in den englischen filmen – und bitte immer ohne raufasertapete drunter :-)als wir das BWH kauften war klar dass wir hier unserem affen zucker geben werden. und da wir was fürs raumklima tun wollten – und ausserdem geld sparen – haben wir uns für schlämmkreide entschieden, jeweils mit pigmenten eingefärbt. ausser im roten salon – der ist mit purem künstlerpigment gestrichen….. übrigens ein relativ dunkler raum wegen der bäume auf dem hang gegenüber!fröhliches malern! xxxx

    1. Euren roten Salon hab ich schon sooo bewundert!!! Bei uns ist fast überall noch die unkaputtbare Vinyltapete drunter. Drück mal die Daumen, das uns dieses Jahr der Maler nicht wieder versetzt und in Flur und Treppenhaus wunderbaren streichbaren Putz hinzaubertLG Karen

    2. merci!der rote salon war auch in vinyl tapeziert – mit glitzer – puh.beim runterreissen kam eine ziemliche kraterlandschaft zum vorschein, und teilweise reste der originale bemalung von 1893…. durch die samtartige tiefe der pigmentfarbe ist das ganze aber schön "getarnt" – und doch nicht zu glatt… das mag ich nämlich gar nicht – da kann ich ja gleich in so´ne regips-verschalte ytong-bude ziehen. :-)xxxx

  2. Liebe Karenwie klein ist doch die Welt. Gerade vor kurzem bin ich mit der F&B Farbkarte und meiner Tochter durch ihre Räume gegangen und wir haben Farben gesucht. Sie hat vor drei Jahren ein Praktikum bei einer Wohndesignerin gemacht die mit diesen Farben gearbeitet hat. In ihrem Showroom durfte ich dann über die Wände streichen und die Ausstrahlung auf mich wirken lassen. Leider haben wir in unseren Wohnräumen Granol, da bräuchte ich vermutlich einen großen Lottogewinn, um mir das leisten zu können.Das Buch ist ein super Tipp und werde ihn meiner Tochter zeigen.Liebe GrüßeVeronika

  3. Liebe Karen, was für eine schöne und hilfreiche Buchvorstellung! Absolut gelungen und gradios geschrieben. Vielen Dank für diesen Schmaus. Noch ist mir nicht nach Farbe… Ich bin noch im Wintermodus und das äußert sich auch in unser Heim. Aber ich habe für den Frühling einiges vor und da werde ich Farbe bekennen 🙂 Danke für diesen Beitrag… Hab es fein LG Gina von LiveART & Shabby

  4. Interessant, was es nicht alles gibt. Ich höre von dieser Firma zum ersten Mal, habe mich aber mit Farben bislang nicht viel beschäftigt. Unsere Wände sind alle weiß, dafür gibt es bunte Deko. Vor allzu bunten Wänden habe ich ehrlich gesagt ein bisschen Angst.lg kathrin

  5. Liebe Karen,ich habe auch schon anhand der Farbkarten Lieblingsfarben und für meinen Miniflur schon etwas ausgesucht. In Berlin haben wir ja mehrere Läden, in denen man die Farben auch in Probetöpfen erhalten kann. Das macht zum Ausprobieren richtig Spaß.Farbenfrohe GrüßeJo

  6. Hallo Karen…..das Chaos hab ich verborgen…..aber glaub mir…..ES IST DAAAA *g*Scheint ein interessantes Buch zu sein…..ich war mit Farben immer auf Kriegsfuß….erst seit kurzem kann ich mich auch für was anderes als Weiß begeistern….mein Gott wo so das hinführen *g*Liebe Grüße und eine gute Nacht!Sigrid

  7. Da habe ich habe ich aber viel verpasst in den letzten Monaten. Dein Blog hat ein neues Kleid und sooo viele Beiträge.Liebe Karen, vielen Dank für deinen lieben Besuch bei mir. Ich bin bestimmt mal wieder eine bessere Besucherin. Das ist gerade eine Ausnahmezeit bei mir.Ich lasse mich auch gerne von deinen schönen Beiträgen beim Wohnungsgestalten inspirieren, das ist mal ganz klar.Also bis bald mal,Angelika

  8. An farbige Wandgestaltung hatte ich bei meinem Hausprojekt auch schon gedacht, es aber wegen kleiner dunkler Räume verworfen. Die brauchen tatsächlich Weiß um Weite und Größe zu zaubern. Wunderschön ist dein Bad geworden, Karen! Liebe Grüße von mir!Solveig

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