Einmal über die Wupper schweben

Einmal über die Wupper schweben –

das wollte ich am letzten Augustwochenende.  Dabei war der ursprüngliche Auslöser für Wuppertal ein ganz Anderer, das verrate ich aber erst im nächsten Post.

Ende August bin ich mal alleine unterwegs, weil mein Mann traditionell ein Männerwochenende macht. Vor zwei Jahren kam mir die Idee, an diesem Wochenende dann etwas zu machen, zu dem mein Mann vermutlich wenig Lust hätte.

So war ich 2015 in Brüssel und Tongeren auf Brocantetour und 2016 in den Niederlanden in gleicher Mission unterwegs. Dieses Mal sollte nicht nur Schatzsuche auf dem Programm stehen.

Ich fand über Tripadvisor ein schönes kleines Privathotel in Wuppertal-Ronsdorf und ergatterte das letzte Zimmer, eine Suite. Eine sehr gute Wahl! Das kleine feine Hotel heißt Park Villa und liegt in einem Industriegebiet in Wuppertal-Ronsdorf gleich neben dem Autobahnzubringer. Den hört man aber nicht, weil ein Industriegebäude davor gebaut wurde. Bei der Buchung sagte man mir fairerweise gleich, abends wäre im Bistro eine geschlossene Gesellschaft, so das ich dort nicht essen könne. Das war für mich egal, wollte ich doch Schwebebahn fahren. Finde ich aber sehr fürsorglich.

Wir haben schon in vielen schönen Hotels genächtigt, die Suite in der Park Villa war aber einfach nur WOW! Durch einen unterirdischen Gang geht man vom Haupthaus rüber ins Design-House. Design heißt bei Hotels heute meistens kalt, ungemütlich und hallig, weil Textilien fehlen. Nicht so in der Park Villa.

Die große Walk-In-Dusche hat ein beleuchtetes Fach für Duschgel & Co! Freistehende Badewanne inklusive.

Die Lampe hat es mir absolut angetan. Ich glaube, so eine brauche ich 🙂
Der riesige Fernseher wird wahlweise zum Sitzbereich oder zum Bett gedreht.

Ich konnte mich kaum aus dieser tollen Umgebung losreißen, trotzdem ging es gegen 18 Uhr zur Bushaltestelle. 20 Minuten später war ich an der Station „Alter Markt“. Ich wollte die unterschiedlichen und teilweise sehr interessanten Schwebebahnstationen mit nächtlicher Beleuchtung bzw. zur blauen Stunde fotografieren. Zu diesem Zweck hatte ich ein Stativ dabei für längere Belichtungszeiten. Am Alten Markt war es noch hell. Bereits zuhause hatte ich mir einen kostenlosen zweiteiligen Audioguide heruntergeladen, den ich Euch nur empfehlen kann! Sehr unterhaltsam gemacht. Zunächst einmal eine Fahrt in Richtung Endstation Vohwinkel. Ui, das ruckelt und wackelt ganz gehörig in den Waggons und der Komfort ist ein wenig Bretterklasse. Zudem war es proppevoll, der Wuppertaler SV spielte an dem Abend. Die Fussballfans stiegen am Stadion/Zoo aus, danach konnte ich schön aus dem Fenster sehen. Man schwebt über sehr viele industrielle Gebäude hinweg, sehr oft über der Wupper längs und es gibt viel zu gucken. An der Endstation heißt es aussteigen, wenden tut die Bahn ohne Passagiere. Ich beschloß, ein Stück zu Fuß zu gehen. Von Vohwinkel nach Bruch.

Die himmelblauen Wagen sind aus der neuesten Generation und minimal bequemer als ihre älteren Kollegen.

Hier bin ich wieder eingestiegen, Station Bruch:

Nächster Ausstieg in Ohligsmühle, dort ist die Station sehr modern.

Weiter ging es zu Fuß bis Hauptbahnhof, einsteigen und beim Landgericht wieder aussteigen. Landgericht war ursprünglich im Jugendstil errichtet.  Das alte Jugendstilgebäude wurde inzwischen durch eine neue, der Form des ursprünglichen Bahnhofs entsprechende Station ersetzt. So, nun verrate ich Euch was. Ich bin keine ängstliche Natur, aber was sich in Wuppertal rund um mich herum an Menschen scharrte, bewegte mich dazu, mein Stativ schön im Rucksack zu lassen und weiter aus der Hand zu fotografieren, auch wenn das bei erhöhten ISO-Zahlen Rauschen ins Bild bringt und tolle Fotos verhindert. Schade, aber eine Vernunftsentscheidung, die sich spätestens als richtig erwies, als mich ein Betrunkener auf der Station Völklinger Straße bezogen auf den Fotoapparat, der um meinen Hals hing,  anquatschte, den Apparat antatschte und „mal durchgucken“ wollte. Als Frau alleine in Wuppertal baut man besser am Abend kein Stativ auf und schraubt die Kamera drauf außer, der Aufpasser steht daneben. Landgericht fand ich dann auch nicht so attraktiv.

Viel schöner präsentiert sich Völklinger Straße, auch dem Jugendstil nachempfunden.

Wieder reingehüpft, vorab den Betrunkenen abgewehrt und aussteigen an der Werther Brücke, eigentlich der schönsten Station. Tja, inzwischen war es richtig dunkel und davor tost der Autoverkehr.

Aber wenn man sich umdreht, sieht man einen interessanten Brunnen mit einer sich drehenden Kugel in wechselnden Farben:

Nun war es spät genug. Einsteigen, eine Station bis Alter Markt zurück, just in time in den Bus gehüpft und zurück zu meinem schönen Hotel. Um dann am und im Fahrstuhl noch mit einem anderen Gast auf englisch zu plaudern und mich auf mein schönes Bett gefreut. Ich fühlte mich wie die Prinzessin auf der Erbse, nur ohne Erbse 😉

Frühstück am nächsten Morgen auf kleinem Raum, perfekt und urgemütlich, ist alles untergebracht. 2 Räume mit wenigen großen Tischen stehen zur Verfügung und man setzt sich dann eben irgendwo dazu, so gar nicht deutsch und sehr kommunikativ. Die geschlossene Gesellschaft vom Vorabend war mit mir im gleichem Raum und englisches Geplauder drang durchaus angenehm an mein Ohr. Die Chefin des Hauses, Maren Wirzbach, entschuldigte sich bei mir, das es heute durch die Gruppe so unruhig sei. Ich empfand das gar nicht als unangenehm, weil die gedämpfte Atmosphäre selbst bei einem ausgebuchten Haus absolut entschleunigt. Leider musste ich nach dem Frühstück auschecken, weil ich Weiteres auf dem Zettel hatte, davon im nächsten Bericht. Und nun kommt noch ein Schmankerl zum Schluß. Durch diesen Facebook-Eintrag weiß ich nun, das ich neben den Games of Thrones-Schauspielern gefrühstückt und mit Ihnen im Fahrstuhl und auf der Treppe geplaudert habe. Ich gucke keine Fantasy-Serien, kann aber sagen, alles ganz angenehme sympathische Leute. Und wer je in Wuppertal nächtigen möchte, dem sei dieses wunderschöne kleine Hotel sehr ans Herz gelegt.

7 Gedanken zu “Einmal über die Wupper schweben

  1. ha! karen frühstückt nichtsahnend mit DEN fernsehstars unserer zeit! ich guck sowas ja auch nicht – finde es kindisch – aber trotzdem – sensationell!!!
    😀
    schon meine oma fand wuppertal „unangenehm“ als sie ihre schwester in tiefsten ostzeiten in solingen besuchte – nur der schwebebahn wegen war sie da. und oma war nicht zimperlich und weitgereist! immerhin hättest du das stativ noch einem besonders zudringlichem menschen über die rübe hauen können….. nichtsdestotrotz sind dir ein paar stimmungsvolle abendbilder gelungen.
    hotel wirklich schick – aber der teppich hausstauballergikers (moi) albtraum.
    bin gespannt auf teil 2!
    xxxxxx

    1. Unangenehm trifft es ziemlich genau. Schon beim Ankommen am Alten Markt und gleich nach dem Einstieg in die Schwebebahn fühlte ich mich unbehaglich. Schwebebahn ist cool und muss man mal gefahren sein, der Zoo soll auch noch schön sein.
      Ich gucke gar keine Serien und wenig bis gar keine Filme. Eigentlich ist die Glotze nur für die Nachrichten, Dokumentationen oder Wissenswertes in Betrieb. Ich würde wahrscheinlich gerade mal Hugh Grant oder George Clooney erkennen, garantieren kann ich das aber nicht. Überhaupt merke ich mir besser Namen als Gesichter.
      Lustig fand ich das im Nachhinein jetzt aber. Frau Allegria sitzt neben Sean Astin und merkt nichts.
      xoxo

  2. Liebe Karen,
    es könnte öfters Männerwochenenden geben, dann kann ich solche tollen Berichte, wie diesen öfters lesen. Die Suite im Hotel sieht wirklich klasse aus. Dass Du neben den Games of Thrones-Schauspielern gefrühstückt hast, ohne davon zu wissen, bringt mich zum Lachen. Ich verbringe viel Zeit mit Jugendlichen, so muss ich ein wenig mit denen auch mithalten können. Es ist auch nicht selten, dass ich auch mit meinen zwei jungen Erwachsenen ein paar Serien zusammen schaue .
    Sehr schöne Bilde, liebe Karen!
    Viele Grüße von Westerwald
    Loretta

  3. Die Nachtaufnahmen im Dunkeln sehen Klasse aus. Und das Hotelzimmer ist superschön.
    Die Schauspieler, privat Menschen wie du und ich. Ich hätte sie auch nicht erkannt. Ich kenne auch
    die Serie nicht. Mein Bruder hätte das sicher Wahnsinn gefunden.
    Liebe Grüße
    Gudrun

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